Herr Dr. Grauer, Sie waren als Vertreter der MTU Aero Engines Keynote Speaker bei der 23. ISABE-Konferenz im September in Manchester. Worüber haben Sie gesprochen?
Dr. Frank Grauer: In meinem Beitrag ging es um die grundsätzlichen Herausforderungen in der Luftfahrt mit Blick auf die anspruchsvollen Ziele für 2050 und um die MTU-Strategie zur Unterstützung dieser Ziele. Damit ist unsere Claire-Roadmap gemeint; Claire steht für Clean Air Engine. Ich habe den Schwerpunkt auf die Phase nach 2030 gelegt, weil es mir wichtig war darauf hinzuweisen, dass bereits heute erste technologische Weichenstellungen erfolgen müssen.
Es gibt derzeit sehr viel Diskussion rund um das elektrische Fliegen. Wenn man sich aber etwas intensiver mit der Thematik auseinandersetzt, dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass der Beitrag elektrischer Antriebe zur Erreichung der Klimaziele 2050 sehr überschaubar sein wird. Und dann geht es darum, Alternativen aufzuzeigen. Es gibt im nationalen und europäischen Umfeld viele Ideen, wie Gasturbinenantriebe verbessert werden können, um die Klimaziele zu erreichen. Diese Ideen werden allerdings nicht so offensiv in die Öffentlichkeit getragen wie das elektrische Fliegen. Auch langfristig werden die größeren Passagierflugzeuge auf eine Fluggasturbine angewiesen sein. Entweder wie heute zur Schuberzeugung oder, wenn es denn Vorteile bringen sollte, in hybriden Antrieben zur Stromerzeugung. Das heißt, wir werden auch 2050 noch luftatmende Triebwerke brauchen und müssen weiter an Verbesserungen arbeiten.