Es ist nicht so, dass die Branche das Thema erst jetzt entdeckt. Die Luftfahrt kann bereits auf enorme Fortschritte in ihrer Umweltbilanz verweisen. Die CO2-Emissionen sind in den vergangenen 50 Jahren um 70 Prozent je Passagierkilometer zurückgegangen. 2015 haben die deutschen Airlines im Durchschnitt über alle Flugzeugtypen und Strecken nur 3,6 Liter Treibstoff pro 100 Passagierkilometer verbraucht, so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Doch der Verkehrssektor wächst von Jahr zu Jahr. Daher gibt es zahlreiche Initiativen, um den zunehmenden Flugverkehr umweltverträglicher zu machen.
Von Generation zu Generation sind Flugzeuge und Antriebe immer effizienter geworden. Weniger Kerosinverbrauch bedeutet weniger CO2. Treibstoffverbrauch und Ausstoß des Klimagases stehen im direkten Verhältnis. Mit zahlreichen Maßnahmen arbeitet die Branche daran, den Kerosinverbrauch und damit die Treibhausgase zu drosseln.
Wachstum ohne zusätzliche Emissionen
Heute hat sich die Luftfahrt zu ehrgeizigen Zielen verpflichtet, ob auf europäischer oder internationaler Ebene - übrigens als einziger Verkehrssektor. In mehreren Etappen sollen bis 2050 nach der Strategic Research and Innovation Agenda der europäischen Luftfahrt und Forschung (SRIA) die Treibhausgase um 75 Prozent pro Passagierkilometer im Vergleich zum Jahr 2000 gesenkt werden. Die International Air Transport Association (IATA), der Verband der Fluggesellschaften, verfolgt ein „Carbon Neutral Growth“, also ein Wachstum ohne zusätzliche Emissionen ab 2020.
Die International Civil Aviation Organization ICAO, die Luftfahrtorganisation der UN, hat die CO2-Emissionen von Flugzeugen ebenfalls im Blick und will einen international gültigen CO2-Standard verabschieden. Ab 2020 sollen neue Flugzeuge die dort vorgeschriebenen CO2-Werte einhalten, drei Jahre später dann Modelle, die sich bereits in Produktion befinden. Ab 2028 soll kein Flugzeug mehr abheben dürfen, das dem Standard nicht entspricht. „Die Luftfahrt ist im Moment für weniger als zwei Prozent der jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich, aber wir müssen die ab 2030 zu erwartende Verdoppelung des weltweiten Passagierverkehrs verantwortungsvoll und nachhaltig gestalten“, mahnt der Präsident des ICAO Council, Dr. Olumuyiwa Benard Aliu. Erst im Oktober 2016 hat die ICAO ein globales Klimaabkommen auf den Weg gebracht, um wachstumsbedingte CO2-Emissionen des Luftverkehrs ab 2020 schrittweise zu kompensieren.
Der Luftverkehr wirkt sich nicht nur über CO2-Emissionen auf das Klima aus, wenn auch deren Wirkung am stärksten ist. Bei der Verbrennung von Kerosin entstehen Luftschadstoffe wie Stickoxide, für die bereits seit langem Grenzwerte der ICAO gelten. Zur Erderwärmung tragen die Bildung von Kondensstreifen und Zirruswolken in großen Flughöhen bei. Hier ist das Luftverkehrsmanagement gefragt, um neue Flugrouten, bei denen zum Beispiel tiefer geflogen wird, zu entwickeln.