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Leben und Arbeiten in China
Marcel Gerth-Noritzsch, Technischer Leiter bei der MTU Maintenance Zhuhai, gibt Einblicke über das Arbeiten und Leben in China.
12.2018 | Autorin: Victoria Nicholls
Autorin:
Victoria Nicholls
berichtet innerhalb der MTU-Unternehmenskommunikation über Themen wie Triebwerks-MRO, Leasing und Asset Management sowie internationale Markttrends. Die gebürtige Britin wohnt in Berlin und arbeitet an den MTU-Standorten in Hannover und Ludwigsfelde.

„Wer es nicht in Erwägung zieht, grenzt sich selber ein“ – so lautet das Fazit von Marcel Gerth-Noritzsch über Entsendungen zur MTU Maintenance Zhuhai. Gute Gründe für einen solchen Schritt gibt es viele: aufregende Projekte, ein rasantes Wachstum innerhalb des Unternehmens, eine moderne und dynamische Arbeitsumgebung sowie viele neue und spannende Erfahrungen. Und was spricht dagegen? „Nun, sagen wir einmal so: Die chinesische Kultur ist ganz anders und oft sehr gewöhnungsbedürftig, besonders für Deutsche. Wir sind da manchmal etwas unflexibel“, stellt Gerth-Noritzsch fest.
2010 führt ihn ein glücklicher Zufall erstmals in das Perlflussdelta: Als Praktikant schreibt er bei der Tochtergesellschaft seine Abschlussarbeit, wird als Projektleiter übernommen und bleibt bis 2012 in Zhuhai. Im Sommer 2017 kehrt er als Technischer Leiter der Abteilung zurück, in der seine Karriere einst ihren Anfang nahm, und wartet nun gespannt auf die angekündigten Erweiterungen sowie alle neuen Programme, die die Zukunft bringen mag.
Hinter seiner Entscheidung für den auf drei Jahre befristeten Posten stehen natürlich konkrete berufliche Entwicklungspläne, doch auch persönliche Gründe spielten für den Familienvater eine Rolle: So wollen seine chinesische Ehefrau und er, dass ihr Sohn später einmal fließend Chinesisch sprechen und schreiben kann. Und das ist in Deutschland schwer, vor allem, wenn auch zuhause Deutsch gesprochen wird. „Ich wusste ja bereits, dass mir das Leben hier gefällt, das war natürlich von Vorteil“, fügt Gerth-Noritzsch hinzu. „Ich denke, dass viele Kollegen Einschnitte gegenüber ihren bisherigen Lebensstandards befürchten. Aber das ist nicht der Fall, mir fehlt es hier an nichts. Ich kann ohne große Umstände durch Asien reisen, und da ich regelmäßig nach Deutschland fliege, kann ich mich dort mit allem eindecken, was ich hier vor Ort nicht bekomme.“
Persönlich und beruflich wachsen
Natürlich ist es nicht immer leicht, in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten. „In Deutschland sind die Arbeitsabläufe sehr stark geregelt, und das zeigt sich auch in unseren Prozessen. Uns mangelt es oft an Flexibilität. Hier in China gibt es zwar auch geregelte Abläufe, aber die Menschen geben auf der Suche nach einer Lösung eher einmal nach und helfen anderen so, ihr Gesicht zu wahren“, erklärt Gerth-Noritzsch. „Das schafft auch eine kundenfreundlichere Atmosphäre.“
Laut Gerth-Noritzsch betrachten viele Menschen ihr Heimatland als das Maß aller Dinge. „Doch wenn man offen für neue Erfahrungen ist und erkennt, dass es nicht nur einen richtigen Weg gibt, entwickelt man sich weiter und kann viel über sich selbst lernen. Mir ist zum Beispiel klar geworden, dass unsere Autobahnen in Deutschland wirklich eine tolle Sache sind und dass wir sehr stolz auf unser industrielles Erbe sein können.“
Was rät er also jenen, die über einen Wechsel nach Zhuhai nachdenken? „Schauen Sie sich einmal direkt vor Ort um, und zwar nicht nur zwei Tage, denn das reicht nicht. Vergessen Sie chinesische Restaurants in Deutschland – das, was Ihnen dort serviert wird, ist mit dem Essen in China nicht zu vergleichen! Denken Sie immer auch daran, dass westeuropäische Medien bei ihrer Berichterstattung über China nicht ganz unvoreingenommen sind. Und Sie müssen sich auch außerhalb Ihrer Arbeitsumgebung wohlfühlen, das gilt vor allem, wenn Ihr Partner oder Ihre Familie Sie begleitet.“