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Die Accessories-Spezialisten der MTU

Kanada - Richmond

06.2018 | Min. Lesezeit

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Lebenswichtige Triebwerksbauteile

23 Uhr MEZ, 14 Uhr nachmittags im kanadischen Richmond, British Columbia. Vor den Toren Vancouvers und direkt am inter­nationalen Flug­hafen gelegen, herrscht im Acces­sories Repair Center der MTU Maintenance rege Betrieb­samkeit. Diverse defekte An­bau­geräte – soge­nannte Acces­sories – wurden ange­kündigt und treffen pünktlich zur Instand­haltung ein. Wenn man sich ein Trieb­werk mit seinen Verdichtern, Turbinen und der Brenn­kammer als menschliches Herz vorstellt, entsprechen die Acces­sories ziem­lich gut den Kranz­gefäßen. Ähnlich wie das Arterien­geflecht, das den Herz­muskel umschließt, sind sie rund um das eigentliche Trieb­werk angeordnet. Und wie beim Herzen übernehmen sie lebens­wichtige Funktionen. Sind die Anbau­geräte defekt, droht dem Trieb­werk so etwas wie ein Infarkt: Im schlimmsten Fall kann das Flugzeug nicht fliegen – und jede Minute am Boden kostet Geld. Christian Ludwig und sein Team sorgen dafür, dass dieser Fall möglichst gar nicht erst eintritt. „Und falls doch, sind es wir, die das Flug­zeug am schnellsten wieder in die Luft bringen können“, sagt der Director Acces­sories Operations bei der MTU Maintenance Canada.

Die MTU Maintenance Canada beherrscht etwa 450 Reparaturverfahren.

Hinter­grund­infor­mation Neu in Kanada: V2500-MRO

Hannover, Zhuhai und neu auch in Richmond: Seit 2017 bietet die MTU an drei Standorten V2500-Instandhaltungsdienstleistungen an – für noch mehr Kundennähe und kürzere Durchlaufzeiten.

450 Reparaturverfahren für alle Anbaugeräte

Die 1998 gegründete MTU-Tochter mit ihren derzeit rund 400 Mit­arbeitern setzt mit einem Team von etwa 100 Personen ein breites Anbau­geräte-Portfolio instand. Es umfasst alles von Acces­sories für Business­jet-Trieb­werke wie dem CF34-3 bis zu denen des gewaltigen GE90 der Boeing 777. Im Acces­sories Repair Center der MTU werden die Anbau­geräte zerlegt, gereinigt, geprüft und vermessen. Es folgen die nötigen Repara­turen, der Zu­sammen­bau und der Abschluss­test, bevor die Anbau­geräte wieder zurück zum Kunden geschickt werden. „Die große Heraus­forderung im Um­gang mit den Acces­sories ist die enorme Komplexität“, sagt Ludwig mit Blick darauf, dass ein Trieb­werk durchschnittlich rund 80 verschiedene Anbau­geräte hat. Deshalb kommen in Richmond rund 450 unterschiedliche Reparatur­verfahren zum Einsatz. Bei der Reparatur ist Tempo gefragt, und genau das beherrschen die Kanadier: Sie sind so gut organisiert, dass sie die defekten Accessories inner­halb von vier bis 24 Stunden gegen funktions­tüchtige austauschen können.

Neben der traditionellen Instand­haltung im eigenen Shop bietet die MTU auch ein sogenanntes Line Replaceable Units (LRU)-Manage­ment an. Bei dem Rundum-Sorglos-Paket kümmert sich die MTU um alle Anbau­geräte einer Flug­gesell­schaft. Der Austausch der Anbau­teile findet im Rahmen des täglichen Flug­betriebs beim Kunden statt. Dabei unterstützen MTU-Mitarbeiter die Airline vor Ort.