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Löschflugzeuge und Helikopter: Die fliegende Feuerwehr

Mit Flugzeugen und Helikoptern können Waldbrände schnell und effektiv bekämpft werden. Je nach geographischen Gegebenheiten kommen verschiedene Modelle zum Einsatz. Eine Übersicht.

03.2025 | Autor Thorsten Rienth | 7 Min. Lesezeit

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Thorsten Rienth schreibt als freier Journalist für den AEROREPORT. Seine technikjournalistischen Schwerpunkte liegen neben der Luft- und Raumfahrtbranche im Bahnverkehr und dem Transportwesen.

Wald- und Buschbrände gibt es, seit es Wälder und Buschlandschaften gibt. Aber noch nie in der jüngeren Menschheitsgeschichte hat es auf der Erde so viel und so heftig gebrannt. Seit dem Sommer 2023 lässt sich dieser Trend auch wissenschaftlich quantifizieren. Ein Team der University of Tasmania analysierte anhand von Satellitendaten die Energie von Großbränden zwischen 2003 und 2023. In diesem Zeitraum identifizierten sie 2.913 extreme Feuer, die mehr Energie freisetzten als 99,99 Prozent aller untersuchten Brände. Ihre Zahl stieg von rund 100 auf über 200 pro Jahr. Lag die Gesamtenergie der 20 schwersten Brände im ersten Jahr noch bei rund 60.000 Megawatt, waren es 20 Jahre später mehr als 130.000 Megawatt. Vor allem in den arktischen und subarktischen Wäldern der Nordhalbkugel sowie in den Nadelwäldern der gemäßigten Breiten haben die Brände zugenommen, so die Studie.

Übersicht Brände weltweit: Satellitenaufnahmen der NASA zeigen, wo es auf der Welt aktuell brennt: Jedes rote Pünktchen steht für ein Feuer. -> firms.modaps.eosdis.nasa.gov/map

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Um schnell am Brandherd zu sein, sind Löschflugzeuge und -hubschrauber am besten immer startbereit

Alexander Held, Waldbrand-Experte beim European Forest Institute in Bonn, wundert das nicht. „Durch den Klimawandel werden extreme Wetterlagen häufiger auftreten und damit auch zu extremeren Feuersituationen führen: Die Waldbrände haben durch zunehmende Trockenheit immer mehr Brennmaterial, sie werden heißer, größer, intensiver.“ Die Brandbekämpfung werde dadurch immer schwieriger. Gerade in schwer zugänglichen Gebieten oder bei extremer Waldbrandgefahr sind Löschflugzeuge oder Löschhubschrauber die einzige Möglichkeit für einen wirklich schnellen Erstangriff. Um möglichst schnell über einem Brandherd zu sein, stehen die Maschinen am besten bereits auf dem Rollfeld, betankt und startbereit. Noch besser: Sie sind bereits in der Luft auf Patrouille.

Chemikalien machen das Löschwasser gelartig, Farbstoffe machen es sichtbar

Ob im Löschflugzeug oder Löschhubschrauber, die Crew kann nicht einfach auf den Autopiloten schalten. Wo Feuer wütet, steigt heiße Luft nach oben. Oft schütteln deshalb heftige Turbulenzen die fliegenden Feuerwehren regelrecht durch. Dazu verschlechtert Rauch die Sicht. Immer wieder kommt es deshalb zu tragischen Unfällen, oft auch mit Todesopfern unter der Besatzung.

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Transporthubschrauber CH-53 füllt den 5.000 Liter fassenden Wasserbehälter Smokey in einem Badesee.

Die Betankung mit Löschwasser erfolgt entweder am Heimatflughafen oder auf dem Weg zum Brandherd. In halsbrecherischen Manövern stellen die Pilot:innen den Kontakt zwischen Löschflugzeug und Wasseroberfläche von Seen oder Meeren her und schaufeln das Wasser regelrecht in ihre Tanks. Die Hubschrauber schweben über dem Wasser und tauchen ihre meist an Seilen hängenden Außenlastbehälter ein.

In der Regel mischen die fliegenden Feuerwehren dem Wasser Chemikalien bei. Ein gelartiger Effekt lässt das Wasser dann besser an Bäumen und Büschen haften. Auf Ammoniumphosphat basierende Verbindungen bringen einen zusätzlichen Kühleffekt mit. Oft grellbunte Farbstoffe helfen Pilot:innen zu erkennen, wo Ladung bereits abgeworfen wurde.

Virtual Reality Training für die Brandbekämpfung aus der Luft oder für Rettungsübungen

Doch ohne Unterstützung am Boden kann die Waldbrandbekämpfung aus der Luft nicht viel ausrichten. „Entscheidend ist, dass wir zuallererst unsere Hausaufgaben beim Feuermanagement am Boden und dem präventiven Brandschutz erledigen“, sagt Waldbrand-Experte Held. Bei Nutzwäldern spielt bereits die Auswahl des Baumbestands eine wichtige Rolle. Harzreiche Nadelbäume, allen voran die Kiefer, brennen besonders gut. In großflächigen Kiefernwäldern setzen Waldbesitzer deshalb oft auf Waldbrandschutzstreifen aus Pappeln, Robinien oder Roteichen. Eine ähnliche Wirkung haben Schneisen, auf denen Forstmaschinen den Wald befahren können. Unabhängig von ihrer Wirkung ist auch die Instandhaltung von Waldwegen wichtig. Denn im Brandfall muss die Feuerwehr am Boden schließlich möglichst schnell zum Brandherd gelangen.

Um Brände zu verhüten und deren Ausbreitung in dichten Waldgebieten einzudämmen, gehört das Anlegen von Brandschneisen zu den weltweit am häufigsten angewandten Lösungen.

Waldbrandbekämpfung ist vor allem dann erfolgreich, wenn Einsatzkräfte aus der Luft und am Boden koordiniert vorgehen. Welche Brandherde sind mit Schlauchleitungen nur mit großem Aufwand zu erreichen und sollten daher besser aus der Luft bekämpft werden? Wo machen eilig in den Wald geschlagene Brandschneisen Sinn? Und wo und wann werfen die Einsatzkräfte in der Luft das Löschwasser ab? Die Einsatzkräfte am Boden brauchen Zeit, um sich zurückzuziehen. Bäume könnten unter der Last des Löschwassers umknicken und die Einsatzkräfte am Boden gefährden. Wenn Hubschrauber ihre Außenlastbehälter in flachen Seen oder Flussbetten füllen, können mit dem Wasser auch Steine vom Himmel regnen.

Mit Hightech gegen Feuer: Moderne Ansätze in der Waldbrandbekämpfung

Zukunftstechnologien und Innovationen sind in der Waldbrandbekämpfung mittlerweile selbstverständlich. Infrarotsensortechnologien an Drohnen - oder in entlegenen Gebieten über Satelliten - ermöglichen die Früherkennung von Bränden, oft noch bevor die Flammen für das menschliche Auge sichtbar werden. KI und maschinelles Lernen helfen bei der Analyse und Verarbeitung großer Datenmengen, etwa von Satellitenfotos, Wettervorhersagen oder im Wald verteilten Temperatursensoren. So helfen die Technologien, die Wahrscheinlichkeit von Bränden vorherzusagen oder Frühwarnzeichen richtig zu deuten. Ist ein Feuer ausgebrochen, helfen sie, seine Ausbreitung zu überwachen. Auch bei der Ausbildung zur Brandbekämpfung aus der Luft, bei Rettungsübungen und bei Waldbrandszenarien leisten Virtual-Reality-Trainings wertvolle Hilfe.

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Bilder aus der Luft und Daten über die Temperatur erleichtern es den Einsatzkräften am Boden zu entscheiden, wo sie welche Kräfte positionieren müssen.

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Waldbrand aus der Sicht einer Drohne mit einer visuellen und einer Wärmebildkamera.

Eine Übersicht der verschiedenen Modelle:

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Pro Einsatzflug kann der Dreistrahler 45.000 Liter Wasser oder Löschmittel abwerfen. Bei Bedarf kann die Besatzung den gesamten Inhalt in nur acht Sekunden abwerfen.

McDonnel Douglas DC-10 Air Tanker
Lange Zeit hielt der Global Supertanker, eine umgebaute Boeing 747-400, den Titel des größten Löschflugzeugs. Mit dem Beginn der Umrüstung zum „normalen“ Frachtflugzeug im Jahr 2021 rückte der McDonnel Douglas DC-10 Air Tanker auf den ersten Platz vor. Pro Einsatzflug kann der Dreistrahler 45.000 Liter Wasser oder Löschmittel abwerfen. Waren die Tanks beim Global Supertanker noch im Rumpf untergebracht, werden beim DC-10 Air Tanker spezielle Tanks unter dem Rumpf angebracht. Bei Bedarf kann die Besatzung den gesamten Inhalt in nur acht Sekunden abwerfen. Am Boden kann sie eine Wasserschneise von bis zu 1,6 Kilometern Länge „legen“. Damit sich der Schwerpunkt des Flugzeugs beim Abwurf nicht schlagartig verschiebt, unterteilen Leitbleche die Tanks in Sektoren - die dann gleichmäßig entleert werden.

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Das Amphibienflugzeug Canadair CL-415 wird von zwei Pratt & Whitney-Propellerturbinen angetrieben.

Canadair CL-415
Das wohl spektakulärste Löschflugzeug in Sachen Löschwasserbetankung ist die Canadair CL-415: Einmal in der Luft, „schaufelt“ sie das Wasser in einem Touch-and-go-Manöver an der Wasseroberfläche in die gut 6.100 Liter fassenden Tanks. Dabei erreicht das Amphibienflugzeug eine Geschwindigkeit von bis zu 90 Knoten (knapp 167 km/h). Stützschwimmer kurz vor den Flügelenden verhindern, dass die Flügelspitzen ins Wasser eintauchen. Er kann im Überflug über die Wasseroberfläche 6.137 Liter Löschwasser aufnehmen. Das Vorgängermodell CL-215 ist noch im Einsatz. Die Auslieferung des Nachfolgemodells, der De Havilland Canadair 515, soll 2027 beginnen.

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Das effizienteste und vielseitigste Löschflugzeug Air Tractor AT-802F kann auf Schotter- und Graspisten starten und landen.

Air Tractor AT-802F und PZL M18 Dromader
Ein derartiges Verhältnis von Flugzeuggewicht zu transportierbarer Löschwassermenge gibt es wohl nur einmal: Der kleine Air Tractor AT-802F kann bei einem Leergewicht von 3.270 Kilogramm ganze 3.100 Liter Löschwasser aufnehmen. Der robuste Einpropeller-Zweisitzer kann zudem problemlos auf Schotter- und Graspisten landen. Ähnliche Qualitäten besitzt auch die PZL M18 Dromader des polnischen Herstellers PZL - ein Eindecker mit den Ausmaßen eines Air Tractors, einer Löschwasserkapazität von 2.200 Litern und hervorragenden Langsamflugeigenschaften.

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Airbus Super Puma: Der Hubschrauber der Bundespolizei kann 2.000 Liter Löschwasser aufnehmen.

Hubschrauber im Löscheinsatz
Ausgestattet mit Löschwasser-Außenlastbehältern können Löschhubschrauber ihre Ladung nahezu punktgenau über dem Brandherd abwerfen. Dies gilt für nahezu jedes Gelände, also auch für enge Schluchten, die Löschflugzeuge aus Sicherheitsgründen nicht durchfliegen können. Kleinere Hubschrauber wie der Airbus Helicopters H135 führen etwa 500 Liter Löschwasser mit. Die NH-90-Hubschrauber der Bundeswehr schaffen in ihren so genannten Bambi-Buckets 2.000 Liter. Das größte Volumen können die noch einmal eine Nummer größeren Sikorsky CH-53 abwerfen: 5.000 Liter.

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PEELIKAN: Ein Löschdrohnen-System, dass die Brandbekämpfung revolutionieren und eine effiziente Ergänzung zu herkömmlichen Löschmethoden darstellen wird.

Drohnen gegen Waldbrände
Schon bald könnten Einsatzkräfte Drohnen nicht nur zur Überwachung, sondern auch zur direkten Brandbekämpfung einsetzen. Dieses Ziel verfolgt beispielsweise das brandenburgische Verbundforschungsprojekt „Pilothafte Entwicklung und feuerwehrtechnische Erprobung eines Löschdrohnenschwarms zur direkten Vegetationsbrandbekämpfung“, kurz: PEELIKAN. Gefördert vom Bundesforschungsministerium (BMBF) fanden Ende 2024 bereits die ersten Flugversuche statt. Mit einem nahtlosen Drohnenkreislauf sollen laut Verbund einmal mehr als 140.000 Liter Löschwasser pro Tag zur Brandstelle transportiert werden können. Gedacht sind die Drohnen vor allem für schwer zugängliche Gebiete oder munitionsbelastete Wälder.

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