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Vor 20 Jahren: MTU wird Aktiengesellschaft
Vom Börsenstart 2005 bis zum DAX-Aufstieg 2019: Die MTU blickt auf 20 Jahre stabilen Steigflug zurück.
Autorin: Eleonore Fähling | Min. Lesezeit veröffentlicht am: 09.09.2025
Autorin:
Eleonore Fähling
gehört seit 2014 zum Redaktionsteam des AEROREPORT und ist seit 1999 verantwortlich für die MTU-Mitarbeiterzeitung. Zu ihren luftfahrtjournalistischen Schwerpunkten gehören Luftfahrtgeschichte und Branchenthemen.

Der „Point of no return” war im April 2005: Sechs Stunden lang präsentierte die damalige MTU-Geschäftsführung ihr Geschäftsmodell – mit Zahlen, Daten und Fakten, die das Potenzial eines Investments unterstreichen sollten. Das Publikum: Analysten der Konsortialbanken, die mit ihren Berichten auf potenzielle Investoren zugehen würden. Damit begann die strikt durchgetaktete Vorbereitung auf den Börsengang – in der internationalen Finanzsprache: Initial Public Offering, kurz IPO.
Knapp zwei Monate blieb den Beteiligten dafür Zeit. Eine entscheidende Hilfe war ein ganz neues Technik-Gadget: der Blackberry. Dieses frühe Smartphone mit Tastatur ermöglichte es, E-Mails jederzeit und überall zu lesen und zu beantworten: ein echter Fortschritt für die Abstimmung zwischen Banken, Anwälten, Eigentümer KKR und den beteiligten MTU-Mitarbeiter:innen. „Auf einer Roadshow in acht internationalen Finanzzentren wurde das Unternehmen in nur zehn Tagen 53-mal vorgestellt“, erinnert sich Claudia Heinle, Senior Investor Relations-Managerin bei der MTU.

Der Vorstand der MTU Aero Engines Holding AG mit dem Schubhebel auf dem Parkett der Frankfurter Börse.
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Erfolgreichster IPO des Jahres 2005
Der Börsenstart am 6. Juni 2005 war geglückt: Mit einem echten EJ200-Schubhebel gaben die vier damaligen MTU-Vorstände symbolisch das Startsignal für eine beeindruckende Wachstumsstory. Der erste Kurs lag bei 21,89 Euro. Im Juni 2025, 20 Jahre später, hat sich der Wert der Aktie versechzehnfacht. Diese Entwicklung macht die MTU zum erfolgreichsten Börsenneuling des Jahres 2005 und zu einem echten Überflieger über zwei Jahrzehnte hinweg.
Die Aktie war siebenfach überzeichnet, das Investoreninteresse entsprechend hoch. Anders als bei vielen anderen IPOs desselben Jahres konnte die MTU-Aktie bereits im ersten Jahr um 24 Prozent zulegen. Denn die Luftfahrtbranche erholte sich schneller als erwartet von den Krisen der frühen 2000er-Jahre – eine Entwicklung, die Analysten und Investoren frühzeitig erkannten.
Nach dem Ausstieg des Finanzinvestors KKR im Januar 2006 war die MTU vollständig im Streubesitz – ein Status, den das Unternehmen bis heute beibehalten hat. Große Einzelaktionäre wie BlackRock oder DWS halten jeweils unter 10 Prozent. Besonders bemerkenswert ist die Beteiligung der eigenen Belegschaft: Seit 2008 gibt es ein jährliches Mitarbeiter-Aktienprogramm, an dem sich inzwischen regelmäßig rund 4.000 Beschäftigte beteiligen – eine Quote von 45 Prozent.
Wachstumskurs trotz Krisen
Beinahe unbeirrt blieb die MTU auf Wachstumskurs. Die Finanzkrise 2008 führte zwar zu einem kurzfristigen Einbruch, der Aktienwert fiel auf das Allzeittief von 12,87 Euro. Doch bereits im Februar 2009 lag der Kurs wieder über dem Ausgabepreis. Ab diesem Zeitpunkt zeigte die Aktie eine beeindruckende Dynamik: 2016 wurde erstmals die 100-Euro-Marke überschritten, 2019 folgte die 200-Euro-Marke. Im selben Jahr gelang im September der Aufstieg in den DAX: ein Meilenstein, der die MTU endgültig in die erste Liga der deutschen Wirtschaft brachte. Mit einem Kursplus von 61 Prozent war die MTU 2019 laut manager magazin der „Gewinner des Jahres im DAX“.
Hauptgrund für den anhaltenden Erfolg am Finanzmarkt ist der solide Geschäftserfolg des Unternehmens. „Mehrfach haben wir mit unseren drei Geschäftsfeldern Resilienz in Krisen bewiesen und bestätigt, dass wir eine Einstufung im Investment Grade bei den Rating-Agenturen verdienen“, ordnet Thomas Franz, Vice President Investor Relations bei der MTU, ein.
Drei Geschäftsfelder als Strategie zahlt sich aus
Die Corona-Pandemie brachte 2020 einen massiven Einbruch im Luftverkehr – und auch bei der MTU-Aktie, deren Kurs auf rund 120 Euro fiel. Doch das Unternehmen reagierte besonnen: Statt Personal abzubauen, setzte man auf Kurzarbeit und hielt die qualifizierte Belegschaft an Bord. Als sich die Branche allmählich erholte, stieg auch der Aktienkurs wieder kontinuierlich. Die Beteiligungen der MTU an Triebwerksprogrammen und Instandhaltungslizenzen – insbesondere für Narrowbody-Flugzeuge wie die A320-Familie – zahlten sich nun aus. Neben der zivilen Triebwerksentwicklung und -fertigung sowie der Instandhaltung spielt das militärische Triebwerksgeschäft zwar eine kleinere Rolle, sorgt aber für stabile Auslastung und zusätzliche Resilienz.
Trotz Herausforderungen wie dem GTF-Flottenmanagementplan erreichte die Aktie Ende Oktober 2024 die 300-Euro-Marke. Im Juni 2025, genau 20 Jahre nach dem IPO, lag sie bei über 350 Euro. „Einige Banken geben uns derzeit Kursziele von deutlich über 400 Euro“, sagt Franz. Damit hat sich MTU nicht nur als technologisch führendes Unternehmen in der Luftfahrt etabliert, sondern auch als verlässlicher Wert an der Börse. Die kontinuierliche Steigerung von Umsatz und Gewinn, gepaart mit einer stabilen Aktionärsstruktur und einer starken Mitarbeiterbindung, erzählen von 20 Jahren nachhaltigem Börsenerfolg.