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Koreas zweite Top-Airline: Asiana Airlines auf Wachstumskurs
Asiana Airlines ist weltweit weniger bekannt als der südkoreanische Flag-Carrier, aber eine Alternative auf höchstem Niveau für interkontinentale Langstrecken.
03.2019 | Autor: Andreas Spaeth | 6 Min. Lesezeit
Autor:
Andreas Spaeth
ist seit über 25 Jahren als freier Luftfahrtjournalist in aller Welt unterwegs, um Airlines und Flughäfen zu besuchen und über sie zu berichten. Bei aktuellen Anlässen ist er ein gefragter Interviewpartner in Hörfunk und Fernsehen.
Es wäre eine perfekte Frage für jede TV-Quizshow: Welches ist die meistbeflogene Flugstrecke der Welt? Gut möglich, dass kein Kandidat die Antwort wüsste – oder zumindest richtig erraten würde. Denn die Route mit dem größten Passagieraufkommen der Welt ist eine Inlandsroute in Südkorea: vom Inlandsflughafen Gimpo in Seoul zur populären Resort-Insel Jeju, etwa eine Stunde Flugzeit von der Hauptstadt entfernt. Fast 14 Millionen Passagiere machen laut der Luftfahrt-Datenbank OAG jedes Jahr diesen kurzen Hüpfer, etwa doppelt so viele wie auf den populärsten innerjapanischen Routen jeweils unterwegs sind. Südkorea, gelegen am südlichen Zipfel der koreanischen Halbinsel in Ostasien, ist winzig im Vergleich zu seinen Nachbarn China im Westen und selbst Japan im Osten. Es ist in der Tat etwas kleiner als Island, aber im Land leben 51 Millionen Menschen.
Südkorea hat laut den Analysten des Centre for Aviation (CAPA) einen boomenden Inlands-Flugmarkt mit 65 Millionen Passagieren 2017. Das liegt vor allem an der Topographie mit vielen Bergen und Wasserflächen, die den Bodenverkehr beschränken, obwohl es auf den Hauptstrecken wettbewerbsfähige Hochgeschwindigkeitszüge gibt. Der Inlandsmarkt wurde lange dominiert vom Flag Carrier Korean Air, der größten koreanischen Fluggesellschaft. Erst 1988 wurde mit Asiana Airlines eine zweite koreanische Airline gestartet, gegründet von einem der für Korea typischen Industrie-Konglomerate, der Kumho Asiana Group.
Die traditionelle Netzwerkgesellschaft generiert heute etwa ein Drittel ihres Geschäfts im Heimatmarkt, wo zehn Ziele bedient werden, hat sich jedoch auch zu einem respektierten mittelgroßen globalen Anbieter entwickelt. Schon 1991 starteten internationale Flüge, anfangs innerhalb der Region Asien/Pazifik sowie nach Los Angeles. Kurz darauf wurden Wien und Brüssel zu den ersten europäischen Zielen.
Jeju Island: Das Highlight der südkoreanischen Vulkaninsel ist der Kraterrand von Seongsan Ilchulbong im Osten der Insel.
Verglichen mit anderen asiatischen Airlines ist Asiana mit 83 Flugzeugen relativ klein und verfolgt einen eher konservativen Ansatz beim Wachstum, mit dem Augenmerk vor allem auf Langstrecken. Asiana fliegt zu 51 Städten in der Region Asien/Pazifik sowie zu sechs Destinationen in Nordamerika und acht in Europa. Für ihren herausragenden Bordservice erhielt die Airline das höchste 5-Star-Ranking vom Skytrax-Institut. Seit 2003 Mitglied der Star Alliance, bietet Asiana populäre interkontinentale Routen via Incheon an – eine echte Alternative etwa für Europäer, die über das Weltklasse-Drehkreuz von Asiana nach Australien reisen, oder für Amerikaner, die mit Asiana mit nur einem Stopp zu nicht weniger als 23 Zielen in China gelangen. Und natürlich jeweils für Passagiere in umgekehrter Richtung.
Die durchschnittliche Flugdauer eines Asiana-Flugs beträgt laut CAPA drei Stunden und 20 Minuten – ein Indikator dafür, dass ihr Hauptgeschäft auf Strecken in der Region Zentralasien generiert wird. Mit Abstand der größte Markt der Airline ist die Strecke von Seoul nach Tokio, die sogar auf zwei völlig separaten Routen mit etwa jeweils der gleichen Anzahl Passagiere bedient wird: von Seouls Inlandsflughafen Gimpo zu Tokios vor allem für Inlandsflüge genutzten Haneda Airport, außerdem von Koreas internationalem Drehkreuz Incheon zum Tokyo International Airport in Narita. Diese beiden Verbindungen stehen auf dem vierten und fünften Rang in Asianas internationalem Streckennetz, während die Top Drei von Incheon nach Shanghai, Kansai in Japan und nach Los Angeles führen.
Flaggschiff A380
Seit 2014 betreibt Asiana als Flaggschiff die Airbus A380 mit heute sechs in der Flotte. Das Flugzeug mit 495 Sitzen fliegt sechs internationale Ziele an. Zweimal täglich startet eine A380 nach Los Angeles, außerdem nach Bangkok, Hongkong, New York, Sydney und zum Star Alliance-Hub Frankfurt. Seit 2017 fliegt Asiana auch mit der A350-900, von der sie bisher sechs betreibt und 15 weitere bestellt hat, genau wie neun A350-1000. Alle neuen Großraumflugzeuge sollen bis 2025 ausgeliefert werden und dann das derzeitige Flotten-Durchschnittsalter von elf Jahren senken.
Asiana und ihre Tochterfirmen betreiben zudem auf regionalen Routen 55 Jets der Airbus A320-Familie mit V2500-Antrieb. Den reibungslosen Betrieb der V2500 bei Asiana gewährleistet die MTU Maintenance Hannover. Erst 2018 wurde ein neuer Vertrag unterschrieben für die Wartung und Instandhaltung von 40 Prozent aller V2500 der Gesellschaft sowie für die Durchführung des Engine Trend Monitoring für alle diese Motoren im Asiana-Bestand. „Wir sind sehr zufrieden mit der Leistung und Expertise der MTU seit 2011, als wir den ersten Instandhaltungsvertrag für die CF6-Triebwerke unterzeichnet haben“, sagt E-Bae Kim, Executive Vice President Corporate Support von Asiana. „2018 haben wir eine weitere lange Reise mit der MTU für unsere V2500-Triebwerke gestartet. Den zuverlässigen Betrieb dieser Flugzeuge sicherzustellen, ist der Schlüssel zu unserem Erfolg, denn sie wickeln den Kern unseres regionalen Geschäfts ab.“
Flagschiff der Flotte: Mit sechs Airbus A380 fliegt Asiana Ziele auf der ganzen Welt an.
„Wir sind sicher, dass die MTU für unseren kommerziellen Flugbetrieb den besten Service bietet und unsere erfolgreiche Partnerschaft weiter wachsen wird.“
Erfolgsfaktor Kundennähe
Ein Repräsentant vor Ort ist ein wichtiger Vorzug, den die MTU in Südkorea bietet. „Hier ist die Nähe zum Kunden extrem wichtig. Deshalb bin ich im August 2017 nach Seoul gezogen“, sagt Director Sales Far East Asia Wolfgang Neumann. „So bin ich täglich mit Asiana und den anderen Kunden in direktem Kontakt. Es macht einen Unterschied, nicht nur für ein paar Tage mit fester Agenda aus Deutschland einzufliegen, sondern für den Kunden flexibel und zu fast jeder Zeit erreichbar zu sein.“ Das ermöglicht es der MTU auch, besser zu verstehen, wie eine koreanische Firma „tickt“, was für Westler nicht immer einfach ist. „Asiana ist relativ schlank aufgestellt und im Vergleich zu den Mitbewerbern etwas weniger hierarchisch“, so Neumanns Einschätzung nach seinen bisherigen Erfahrungen in Seoul. Die enge Zusammenarbeit schätzt auch der Kunde: „Wir sind sicher, dass die MTU für unseren kommerziellen Flugbetrieb den besten Service bietet und unsere erfolgreiche Partnerschaft weiter wachsen wird“, sagt E-Bae Kim. „Und ich bin sehr stolz darauf, ein Teil davon zu sein.“