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Mit seinem MRO-Shop setzt EME Aero Maßstäbe für moderne Instandhaltung
In Rekordzeit hat EME Aero seinen hochmodernen MRO-Shop für die Instandhaltung der GTF-Triebwerke von Pratt & Whitney aufgebaut. Highlight ist eine effiziente Flowline mit innovativem Montagesystem.
03.2021 | Autorin: Nicole Geffert | 4 Min. Lesezeit
Autorin:
Nicole Geffert
arbeitet seit 1999 als freie Journalistin mit den Themen Forschung und Wissenschaft, Geld und Steuern, Ausbildung und Beruf.
In nur 18 Monaten vom Bau auf der grünen Wiese zu einem der weltweit modernsten und größten Shops für Pratt & Whitney (P&W) Getriebefan-Triebwerke (GTF™) – diesen Hochlauf hat EME Aero, ein Joint Venture von Lufthansa Technik und der MTU Aero Engines, gemeistert. „Dass uns das gelingt, wurde mehr als einmal für unmöglich gehalten“, sagt Derrick Siebert, CEO und Managing Director of Business bei EME Aero. „Es war eine enorme Herausforderung. Aber wir haben unsere `Mission impossible´ erfolgreich erfüllt.“
Im Januar 2020 nahm das Unternehmen, angesiedelt im polnischen Jasionka in der Nähe von Rzeszów, den Betrieb auf. „Die Mannschaft startete sofort durch“, sagt Robert Maślach, COO und Managing Director of Operations bei EME Aero. „Zuerst kamen Triebwerke im Rahmen des P&W-Retrofit-Programms für die Niederdruckturbinen in den Shop. Dann folgten die ersten Instandsetzungen von PW1100G-JM-Serientriebwerken.“
Highlight ist die effiziente Flowline
Passend zur derzeit modernsten und effizientesten Triebwerksfamilie, die es auf dem Markt gibt, hat EME Aero einen hochmodernen MRO-Shop errichtet, der Instandsetzungen auf höchstem Niveau sicherstellt. Einen Shop komplett neu zu bauen, hat Vorteile. Das Projektteam konnte so das ideale Hallenlayout und den optimalen Prozessfluss realisieren. Weiteren Schub gab es durch die effiziente Zusammenarbeit der beiden Luftfahrtspezialisten MTU und Lufthansa Technik. „Wir konnten Erkenntnisse und Best Practices beider Joint-Venture-Partner einbeziehen, also das Beste aus zwei Welten integrieren“, so Siebert.
Highlight des Shops ist eine Flowline, in der sich die Triebwerke durch verschiedene Demontage- und Montagestationen bewegen. Die Antriebe werden an bodengebundenen, frei beweglichen Trägern angebracht, die in die Produktionslinie hinein- und aus dieser herausgezogen werden können, ohne den Gesamtfluss zu stören. „Wir haben die neuesten und besten Technologien eingeführt, die derzeit auf diesem Gebiet existieren“, sagt Siebert. Zudem wurden die Entwicklungen neuer Technologien überall dort angestoßen, wo das Team Bedarf und Möglichkeiten zu Verbesserungen identifiziert hatte.
Hochmoderner MRO-Shop: EME Aero ist eines der weltweit modernsten und größten Instandhaltungsunternehmen für Triebwerke der neuesten Generation von Passagierflugzeugen. Die volle Betriebsfähigkeit ist für 2026 geplant, mit einer jährlichen Kapazität von mehr als 450 Shop Visits.1.
Um den Shop so effizient wie möglich zu gestalten, haben die Spezialisten vom Produktions- und Anlagenservice der MTU in München zusammen mit dem EME Aero-Team ein einheitliches Montage- und Tooling-Konzept für die verschiedenen Triebwerkstypen entwickelt. Herzstück sind zwei Systeme „made by MTU“: Die Komplettzerlegung wird in der Linie am Mobile Transport and Overhaul System (MTOS) durchgeführt, die Teilzerlegung im Dock des Fixed Overhaul Systems (FOS). Seit Ende 2019 wurden bereits fünf FOS installiert, das MTOS wird im ersten Halbjahr 2021 in Betrieb gehen.
Das MTOS-System besteht aus ferngesteuerten Transporteinrichtungen, in denen das Triebwerk von einer zur nächsten Station gefahren und ergonomisch positioniert werden kann. Der Clou an den Konstruktionen ist der sogenannte Montageträger: Sobald ein Triebwerk in den Shop kommt, wird das Kerntriebwerk mit ihm verbunden. Ohne weitere Rüstarbeiten vornehmen zu müssen, kann das Triebwerk nun unkompliziert in die einzelnen Module zerlegt werden. Da das fest installierte FOS denselben Adapter wie das fahrbare MTOS verwendet, ermöglicht das einen mühelosen Wechsel der Triebwerke zwischen den beiden Systemen.
Die leiseste Testzelle der Welt
Nicht nur die Flowline, auch die Testzelle ist Hightech. „Das Datenübertragungssystem ist auf 200 Hertz ausgelegt – statt der sonst üblichen 50 bis 70 Hertz. Das heißt, wir können eine große Menge Daten verarbeiten, wenn die instandgesetzten Triebwerke ihren Abnahmelauf auf dem Prüfstand absolvieren“, erläutert der Leiter der Testzelle, Lutz Pfannenstiel, der vom Joint-Venture-Partner Lufthansa Technik zu EME Aero kam.
Herausragend ist die Testzelle auch beim Lärmschutz. „Sie ist aktuell die weltweit leiseste“, sagt MTU Senior Consultant Martin Köster, der Planung und Aufbau der Testzelle mit betreut hat. „An der Grundstücksgrenze, wo die Testzelle steht, dürfen bei einem Triebwerksprüflauf mit Take-off (Volllast) nicht mehr als 40 Dezibel erreicht werden. Der Prüfstand von EME Aero bleibt deutlich unter diesem Grenzwert und liegt damit an der Spitze.“
Die Testzelle zeichnet sich auch durch ihre Energieeffizienz aus. Ein Beispiel: „Die Triebwerke werden auf dem Prüfstand mit Druckluft gestartet, die von zwei Kompressoren erzeugt wird. Die dabei entstehende Wärme nutzen wir in der Aufrüsthalle für die Fußbodenheizung“, so Pfannenstiel.
Herausragender Prüfstand: Die Testzelle ist aktuell die leisteste weltweit und zeichnet sich durch ihre Energieeffizienz aus.
MRO-Service für Kunden weltweit
„Inzwischen kümmern sich rund 400 Mitarbeiter um die Instandhaltung der PW1100G-JM-Triebwerke“, sagt Maślach. „EME Aero ist Partner im GTF-MRO-Netzwerk von P&W, das Kunden auf der ganzen Welt erstklassige MRO-Serviceleistungen anbietet.“
„Im Jahr 2021 werden wir den Wachstumspfad fortsetzen, bis wir die volle Kapazität von 450 Shop Visits pro Jahr erreichen.“
CEO und Managing Director of Business bei EME Aero
Bereits in ihrem ersten Jahr nach dem offiziellen Start hatte die Mannschaft Besonderes geleistet. „Nach Abschluss des Projekts zum Aufbau von EME Aero haben wir mit Unterstützung des MTU-Shops in Hannover und des Lufthansa Technik-Shops in Hamburg eine der steilsten Hochlaufkurven in der Geschichte der beiden Joint Venture Partner gestartet. Heute betreuen wir Kunden auf der ganzen Welt“, so Siebert. „Im Jahr 2021 werden wir den Wachstumspfad fortsetzen, bis wir die volle Kapazität von 450 Shop Visits pro Jahr erreichen.“
Die volle Betriebsfähigkeit ist für 2026 geplant. Dann wird EME Aero mehr als 1.000 qualifizierte Mitarbeiter beschäftigen.
„Bis Mitte 2021 werden wir die MRO-Fähigkeit für die Einführung der PW1500G-Triebwerke sicherstellen“, sagt Maślach. „Wir blicken optimistisch in unsere Zukunft. Der starke Teamgeist aus dem Projekt und dem Hochlauf haben uns geprägt. Sie tragen in diesen herausfordernden Zeiten maßgeblich dazu bei, uns auf den noch bevorstehenden Rampup vorzubereiten."