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Außen kompakt, innen riesig – ein erster Flug in der C Series

Bombardiers C Series mit PW1500G PurePower-Triebwerken steht vor der Premiere im Liniendienst bei Swiss – der AEROREPORT ist bereits mitgeflogen.

04.2016 | Autor: Andreas Spaeth | 2 Min. Lesezeit

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Andreas Spaeth ist seit über 25 Jahren als freier Luft­fahrt­journa­list in aller Welt unterwegs, um Airlines und Flug­häfen zu besuchen und über sie zu berichten. Bei aktuellen Anlässen ist er ein gefragter Interview­partner in Hörfunk und Fernsehen.

Von außen sieht das erste von Grund auf neu konstruierte Passagierflugzeug seit Jahrzehnten eher kompakt aus, fast wie ein Regionaljet. Wer aber einsteigen darf, erlebt in der Kabine ein Raumwunder. Was man von neuesten Langstreckenflugzeugen wie der Boeing 787 und der Airbus A350 kennt, gibt es jetzt erstmals auch auf Kurz- und Mittelstrecken zu genießen: Riesige Kabinenfenster, 50 Prozent größer als in einer Airbus A320. Eine immense Stehhöhe im Gang von 2,11 Meter, dazu eine bequeme Sitzanordnung in 2-3-Konfiguration, in der der Mittelsitz anderthalb Zentimeter breiter ist als die anderen Sitze. Also echter Großraumflugzeug-Komfort erstmals auf Europa-Routen.

Und dann erst die Performance: Schon beim Anlassen sind die von MTU wesentlich mit entwickelten PW1500G PurePower-Getriebefan-Triebwerke kaum wahrzunehmen, so leise laufen sie hoch. Selbst mit vollem Schub beim Start kann man sich mit normaler Stimme mit dem Sitznachbarn unterhalten, solche Flüstereigenschaften hat sonst vor allem der Riese A380 zu bieten. Scheinbar mühelos ziehen die Piloten selbst ein voll beladenes Flugzeug steil in den Himmel, machen es so zum noch verträglicheren Nachbarn für die Flughafenanwohner. Dank dieser Schubkraft kann die C Series auch von Flughäfen mit kurzen Bahnen zu langen Nonstop-Flügen starten.

„Mit weniger Sitzen, in reiner Business Class-Bestuhlung, kann sie sogar vom London City Airport nonstop an die nordamerikanische Ostküste fliegen“, sagt Peter Koch, C Series-Chefpilot bei Swiss. British Airways bietet diese Strecke in einer Airbus A318 an, muss aber auf dem Hinweg einen Tankstopp im irischen Shannon einlegen. Die Schweizer sind Erstkunde der C Series und haben insgesamt 30 Flugzeuge des neuen Bombardier-Jets bestellt, einen Mix aus der Basisversion CS100 mit 125 Sitzen und der größeren CS300 für 145 Passagiere. Bis 2018 sollen alle ausgeliefert sein. Swiss-CEO Thomas Klühr gibt sich selbstbewusst: „Dieses Flugzeug senkt unsere Produktionskosten um 25 Prozent, halbiert sowohl die Wahrnehmung von Fluglärm wie den CO2-Ausstoß und schafft auch noch 150 neue Jobs“, sagte er bei der Vorstellung des Neuzugangs. „Jetzt, sieben Jahre nach der Bestellung und zwei Milliarden US-Dollar später, sehen wir das Ergebnis“, begeisterte sich Klühr. Der erste reguläre Linienflug jemals wird LX638 sein, der in Zürich am Freitag den 15. Juli um 12.30 Uhr nach Paris-CDG startet. Die lettische Air Baltic ist Erstbetreiber der längeren CS300 und wird das erste Flugzeug im September erhalten.

Nach Paris-CDG werden Manchester, Prag und Budapest unter den ersten Zielen im Swiss-Streckennetz sein, die häufig Landungen der CS100 sehen werden. Während immer mehr Flugzeuge hinzukommen, sollen die bisher eingesetzten vierstrahligen Avro-Jets bis Juli 2017 ersetzt werden. Bereits im August dieses Jahres werden Warschau und Brüssel zu CS100-Zielen werden, gefolgt im September von Nizza, Stuttgart, Hannover, Mailand, Florenz und Bukarest. „Florenz ist noch so ein schwieriger Flughafen mit einer kurzen Bahn, von Bergen umgeben“, so Peter Koch. „Dafür ist die C Series dank ihrer Triebwerke perfekt geeignet“, freut sich der Chefpilot.

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