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Airbus A400M – moderner Militärtransporter und Alleskönner
Das europäische Transportflugzeug A400M ist ein echtes Multitalent: Es vereint Fähigkeiten für Evakuierungen, Truppentransport, Sanitätsflüge und Luftbetankung in einem einzigen System.
Autor: Andreas Spaeth | 6 Min. Lesezeit veröffentlicht am: 15.07.2025
Autor:
Andreas Spaeth
ist seit über 25 Jahren als freier Luftfahrtjournalist in aller Welt unterwegs, um Airlines und Flughäfen zu besuchen und über sie zu berichten. Bei aktuellen Anlässen ist er ein gefragter Interviewpartner in Hörfunk und Fernsehen.

Es war ein langer und schwieriger Weg, bis der Airbus A400M – maßgeschneidert nach den Anforderungen von sieben westeuropäischen Luftstreitkräften und der Türkei – einsatzbereit war. Die Entwicklung begann im Jahr 2000 und bedeutete für Airbus eine zweite Mammutaufgabe neben dem Bau des weltweit größten Passagierflugzeugs, der A380. Beide Projekte stellten das Unternehmen vor nie dagewesene Herausforderungen – finanziell, technisch und politisch.
Erstmals entwickelte Airbus ein Turboprop-Flugzeug und wagte sich damit zugleich in den Bereich reiner Militärprojekte. Hinzu kam die Integration eines vollständig neu konstruierten europäischen Triebwerks sowie die Aufgabe, unterschiedliche Anforderungen verschiedener Luftwaffen zu vereinen. Die ersten A400M wurden 2013 an die französische Luftwaffe ausgeliefert; die deutsche Luftwaffe erhielt ihre erste Maschine am 18. Dezember 2014. Heute, rund zehn Jahre später, steht fest: Die A400M ist ein unverzichtbarer Bestandteil der militärischen Luftfahrt. Sie bietet gegenüber ihren Vorgängern eine verdoppelte Nutzlast und Reichweite – ein echter Quantensprung.
In Krisen hat sich der militärische Transporter bereits vielfach bewährt – etwa bei der Evakuierung aus Kabul 2021 oder während der Erdbebenhilfe in der Türkei 2023. Allein bei der zehntägigen Rettungsmission auf unbeleuchteten Pisten des Flughafens Kabul brachte die A400M insgesamt 5.347 Menschen in Sicherheit – die bislang größte Evakuierungsoperation der Bundeswehr. Auch im Juni 2025 kam die A400M erneut zum Einsatz, als die Bundeswehr während eines iranischen Angriffs deutsche Staatsangehörige aus Israel evakuierte. Die Fähigkeit, unter hohem Zeitdruck und in unsicheren Lagen schnell und zuverlässig zu operieren, macht die A400M zu einem zentralen Instrument deutscher Krisenreaktionsfähigkeit.
Bis Oktober 2024 haben die bislang 47 ausgelieferten Maschinen über 50.000 Flugstunden absolviert. Sie kommen inzwischen bei nahezu allen Auslandseinsätzen der Bundeswehr zum Einsatz. Bis 2026 sollen alle 53 bestellten Flugzeuge an sie ausgeliefert sein.

©Bundeswehr/Jane Schmidt
Ein H145M LUH SOF wird in eine A400M verladen – ein Beispiel für die hohe Flexibilität und Transportfähigkeit der Luftwaffe bei komplexen Evakuierungseinsätzen.

©AIRBUS 2013 / Alexandre Doumenjou
Die A400M ist sogar für Starts und Landungen auf Schotterpisten oder am Strand geeignet.

©Bundeswehr/Jane Schmidt

©AIRBUS 2013 / Alexandre Doumenjou
Airbus A400M – Zahlen, Daten, Fakten
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Die A400M kann bis zu 37 Tonnen Fracht transportieren – bei einer Reichweite von rund 3.000 Kilometern. Im taktischen Einsatz liegt die garantierte Nutzlast bei 25 Tonnen. Über die befahrbare, ausklappbare Heckrampe lassen sich beispielsweise ein mittlerer Transporthubschrauber des Typs NH90, alternativ ein Schützenpanzer Puma oder bis zu sechs Geländewagen vom Typ Wolf verladen.
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Der Laderaum der A400M misst 17,70 Meter in der Länge, vier Meter in der Höhe und 3,85 Meter in der Breite. Er bietet Platz für bis zu 116 voll ausgerüstete Soldat:innen sowie zusätzlich bis zu neun militärische Standardpaletten. Auf sogenannten MedEvac-Missionen dient das Flugzeug als „fliegende Intensivstation“ und kann bis zu 66 NATO-Standardkrankentragen sowie ein 25-köpfiges medizinisches Team aufnehmen. Bei der Evakuierung aus Kabul wurden in Einzelfällen sogar bis zu 213 Personen gleichzeitig im Frachtraum am Boden transportiert – gesichert mit Haltegurten.
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Bis Ende 2024 wurden insgesamt 178 Maschinen bestellt, von denen 131 bereits an die beteiligten Nationen ausgeliefert wurden – darunter 47 an die Bundeswehr. Frankreich betreibt derzeit 25 A400M, das Vereinigte Königreich 22, Spanien 14 und die Türkei 10. Auch vier weitere Luftstreitkräfte – unter anderem in Kasachstan und Malaysia – setzen den militärischen Transporter ein. Ein im Juni 2025 auf der Paris Air Show geschlossener Vertrag sichert die Produktion des A400M bis mindestens ins Frühjahr 2029 und bestätigt das langfristige Vertrauen der Partnernationen in das Programm.

©Airbus Defence and Space SAU 2025
Bis Ende 2024 wurden insgesamt 178 A400M bestellt, von denen 131 bereits ausgeliefert sind – darunter 47 Maschinen an die Bundeswehr.

©Bundeswehr/Christian Timmig
Der A400M wird auch als fliegende Tankstelle eingesetzt. So können andere Luftfahrzeuge wie der Eurofighter im Flug an den A400M andocken und während des Fluges bei über 500 Kilometern in der Stunde betankt werden.

©Airbus Defence and Space SAU 2025

©Bundeswehr/Christian Timmig
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Die A400M ist vielseitig einsetzbar: Sie kann sowohl Tiefflüge in geringer Höhe absolvieren als auch in bis zu 12.000 Metern Höhe auf Langstrecken in kommerziellen Luftkorridoren fliegen. Bereits 2015 absolvierte sie einen Transatlantikflug von Ramstein nach Washington, D.C. – und das an nur einem Tag. Zum Vergleich: Ihr Vorgängermodell, die Transall C-160, benötigte für dieselbe Strecke noch drei Tage.
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Im Jahr 2022 umrundete eine A400M erstmals die Welt – eine Premiere für den europäischen Militärtransporter. Dabei legte sie rund 46.000 Kilometer in nur 64 Flugstunden zurück. Selbst der Pazifik wurde überquert, mit Zwischenstopps in Papeete auf Tahiti und auf der Osterinsel.
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Deutschland ist das erste Land, das die A400M auch als fliegende Tankstelle einsetzt – zur Luftbetankung von Kampfflugzeugen sowie anderer A400M.
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Die A400M fungiert auch als „Engel der Lüfte“ – etwa im Februar 2023, als drei Maschinen nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei insgesamt 394 Tonnen Hilfsgüter transportierten. Im selben Jahr setzte die deutsche Luftwaffe eine A400M beim sogenannten AirDrop über Gaza ein: Auf 21 Flügen wurden 430 Paletten mit insgesamt 220 Tonnen Hilfsgütern für die Zivilbevölkerung abgeworfen.
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Für die Produktion der A400M hat Airbus einen eigenen Produktionsstandort im südspanischen Sevilla eröffnet.
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Die A400M war schon wiederholt in Spielfilmen zu sehen. So etwa in „Mission Impossible – Rogue Nation“, wo Hauptdarsteller Tom Cruise beim Start außen ans Flugzeug geschnallt war.
Airbus A400M

Airbus A400M
- Typ:
- Militärtransporter, viermotoriger Schulterdecker
- Hersteller/Herkunft:
- Airbus Defence and Space, Deutschland/Spanien
- Erstflug:
- 11. Dezember 2009
- Indienststellung:
- 1. August 2013
- Produktionszeit:
- 2010 bis heute
- Anzahl gebaut:
- 131 ausgeliefert bis Dezember 2024
- Länge:
- 45,10 Meter
- Spannweite:
- 42,36 Meter
- Reichweite:
- 3.300 km mit max. Nutzlast, 6.390 km mit 20 Tonnen Zuladung
- Reisegeschwindigkeit:
- 555 km/h auf Meereshöhe, 750 km/h auf Reiseflughöhe
- Sitze/Nutzlast:
- 116 Soldaten mit Ausrüstung/37 Tonnen
Das Triebwerk der A400M: TP400-D6
Um die einzigartigen Anforderungen des A400M zu erfüllen, zeichnet sich das TP400-D6 durch ein fortschrittliches Aerodynamik- und Komponentendesign, einen niedrigen Treibstoffverbrauch, ein geringes Gewicht sowie Effizienz über einen weiten Betriebsbereich von ausgedehnten Tiefflügen bis hin zu hohen Reisegeschwindigkeiten aus. Es verfügt zudem über eine integrierte Triebwerks- und Propellersteuerung.
Die MTU hat gemeinsam mit ITP Aero, Rolls-Royce und Safran Aircraft Engines das militärische Turboprop-Triebwerk TP400-D6 entwickelt. Für dessen Entwicklung, Herstellung und Betreuung wurde das gemeinsame Unternehmen Europrop International (EPI) gegründet. Die MTU ist beim TP400-D6 für den Mitteldruckverdichter, die Mitteldruckturbine und die Mitteldruckwelle verantwortlich sowie an der Regelung beteiligt.
Vor einigen Wochen hat EPI das 600. in Dienst gestellte Triebwerk gefeiert. Alle neuen Triebwerke für sämtliche Luftwaffen und Exportkunden werden seit Anbeginn des Programms in München endmontiert – und von dort aus auf der Straße weitertransportiert nach Ludwigsfelde, wo der weltweit einzige Serienprüfstand für die A400M-Triebwerke betrieben wird.
TP400-D6

TP400-D6
- Typ:
- Dreiwellen-Turboprop
- Leistung (in Seehöhe):
- 8.200 kW
- Druckverhältnis:
- 25:1
- Durchmesser Propeller:
- 5,3 m
- Programmanteil MTU:
- 22,2% - Entwicklung und Fertigung von Mitteldruckverdichter, Mitteldruckwelle und Mitteldruckturbine
Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth erinnert sich

„Und genau das ist die A400M: ein fliegender Schwerlasttransporter mit außergewöhnlicher Vielseitigkeit.“
Anfangs hatte die A400M mit ihrem Ruf zu kämpfen. Doch mit jedem Auftritt auf internationalen Luftfahrtausstellungen – etwa auf der ILA in Berlin – wuchs die Anerkennung. Die kraftvollen Turboprop-Motoren, der markante Sound ihrer vier Propeller, die steilen Flugmanöver und die extrem kurzen Start- und Landestrecken beeindruckten zunehmend – auch mich.
Besonders fasziniert hat mich ihr zwölfrädriges Hauptfahrwerk – im Vergleich zur C-130 Hercules, die nur vier Räder hat. Damit ist sie sogar für Starts und Landungen auf Schotterpisten oder am Strand geeignet. Zwar können viele Flugzeuge theoretisch rückwärts rollen, doch wie die A400M das mit laufenden Triebwerken auf engstem Raum präzise und kontrolliert umsetzt, ist einzigartig.
Auch im Inneren hat sie mich beeindruckt: Das Cockpit ist über ein paar Stufen erreichbar, geräumig und mit weitem Blick übers Vorfeld – nicht ganz so hoch wie im Cockpit eines Jumbo-Jets, aber vergleichbar mit der Perspektive aus dem Führerhaus eines großen LKW. Und genau das ist die A400M: ein fliegender Schwerlasttransporter mit außergewöhnlicher Vielseitigkeit.