Wasserstoff hat das Potenzial, die Luftfahrt zu revolutionieren: Per Brennstoffzelle in Strom für Elektromotoren umgewandelt, ermöglicht das energiereiche Element den Weg zum nahezu emissionsfreien Fliegen. Auch direkt mit Wasserstoff betriebene modifizierte Fluggasturbinen stoßen kein Kohlendioxid mehr aus. Der bei einer solchen CO2-freien Wasserstoffverbrennung verbleibende Stickoxidausstoß kann technisch auf ein Minimum reduziert werden. Und in Form nachhaltiger alternativer Kraftstoffe, die etwa mit dem Power-to- oder Sun-to-Liquid-Verfahren hergestellt werden können, hebt auch die bestehende Flugzeugflotte nahezu klimaneutral ab.

Die MTU Aero Engines setzt für die Zukunft klar auf Wasserstoff – und zwar auf alle drei Technologien: „Wenn man die Paris-Ziele ernst nimmt und die Erderwärmung unter zwei Grad halten will, kommt man zu dem Schluss, dass wir all diese klimafreundlicheren Technologien schneller und aggressiver entwickeln müssen als bisher – genau das tun wir“, sagt Dr. Stefan Weber, Leiter Entwicklung und Technologie bei der MTU. In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entsteht etwa aktuell ein speziell für Luftfahrtantriebe optimierter Brennstoffzellen-Antriebsstrang, der in einem Flugversuch mit einer DLR-eigenen Do228 getestet wird. Darüber hinaus untersuchen MTU-Ingenieur:innen die direkte Wasserstoffverbrennung und kooperieren mit Forschungs-Instituten wie dem Bauhaus-Luftfahrt aus München bei nachhaltigen alternativen Kraftstoffen.

Doch damit Wasserstoff seine Möglichkeiten in der Luftfahrt künftig voll ausspielen kann, reicht die Entwicklung der Antriebstechnologien nicht aus: Brennstoffzelle, Elektroantriebe und Kryotanks für flüssigen, minus 253 Grad Celsius kalten Wasserstoff müssen auch in das Flugzeug integriert werden: Im Inneren der gewohnten zylinderförmigen Flugzeugkonfiguration wird sich also einiges ändern müssen. Eine herausfordernde Aufgabe, es gilt schließlich die gleichen hohen Sicherheitsstandards wie heute zu erfüllen. Die MTU steht dazu in ständigem Austausch mit Herstellern. Nicht zuletzt bleibt dann die Frage, woher der Wasserstoff kommt, den die Flugzeuge in Zukunft tanken sollen.

Weltweit arbeiten Industrie, Logistik und Luftfahrtbranche daher parallel zur Entwicklung der Komponenten und deren Integration in die Flugzeuge am Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur. Am Anfang steht hier die Produktion des Wasserstoffs an geeigneten Standorten und perspektivisch in großen Mengen. Ebenso wichtig ist es aber, die Logistikkette für den Transport des Wasserstoffs vom Produktionsstandort bis in den Flugzeugtank zu etablieren. Dafür müssen etwa Tanktechnologien für Lastwagen, Bahn, Schiff oder Pipeline weiterentwickelt und Wasserstoff-Zwischenlager aufgebaut werden. Wegen der langen Vorlaufzeiten befassen sich deutschlandweit schon heute alle Flughäfen mit dem Thema Wasserstoff.

Wasserstoff in der Luftfahrt ist auf dem Vormarsch. Der AEROREPORT verfolgt und beschreibt die Entwicklungen.