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Anbaugeräte für Triebwerke: Anlasser, Pumpe, Sensor, Ventil

Es gibt hunderte unter­schiedliche Anbau­geräte für Trieb­werke.
Dem­ent­spre­chend anspruchs­voll und komplex ist die Aufgabe, sie schnell und zuver­lässig repa­rieren zu können.

11.2017 | Autor: Denis Dilba | 7 Min. Lesezeit

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Denis Dilba studierte Mechatronik, besuchte die Deutsche Jour­na­listen­schule und gründete das digitale Wissen­schafts­magazin Sub­stanz. Er schreibt über ver­schieden­ste Themen aus Technik und Wissen­schaft.

Wenn man sich ein Flug­trieb­werk mit seinen Ver­dichtern, Tur­binen und der Brenn­kammer als mensch­liches Herz vor­stellt, ent­sprechen die soge­nannten Acces­sories ziemlich gut den Kranz­gefäßen. Ähnlich wie das Arterien­geflecht, das den Herz­muskel um­schließt, sind die auf Deutsch auch als Anbau­geräte bekannten Bau­teile rund um das eigent­liche Trieb­werk angeordnet. Und genau wie beim Herzen auch über­nehmen die sich in zahlreiche Unter­gruppen auf­fächernden Acces­sories lebens­wichtige Funk­tionen. Sind sie defekt, droht dem Trieb­werk demnach so etwas wie ein Infarkt: Das Trieb­werk kann nicht sicher betrieben werden, das Flug­zeug muss außer­plan­mäßig landen oder gleich am Boden bleiben. Dann steigen mit jeder Minute die Betriebs­kosten.

Christian Ludwig und sein Team sorgen dafür, dass dieser Fall möglichst gar nicht erst eintritt. „Und falls doch, sind wir diejenigen, die das Flug­zeug am schnellsten wieder in die Luft bringen können“, sagt der Director Acces­sories Opera­tions bei der MTU Main­tenance Canada in Richmond. Hier, un­mittel­bar vor den Toren Vancouvers und seinem inter­nationalen Flug­hafen, hat die MTU ihr Acces­sories Repair Center of Excellence (ARC) auf­gebaut. Wollte man zu Anfang einfach nur die Acces­sories-Ak­ti­vi­täten inner­halb der MTU bündeln – wofür man die Fähig­keiten bei der Repa­ratur der Anbau­geräte konti­nu­ier­lich durch Inves­ti­tionen in Personal und Infra­struktur ausbaute – erkannte man schnell die Möglich­keiten, daraus ein gut laufendes, eigenes Geschäft zu machen.

Slideshow

Enorme Komplexität: ein Triebwerk hat unterschiedlichste Anbaugeräte

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Anlasser für das V2500 und das GE90

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Elektromagnetventil

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Entlüftungsventil

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Kraftstoffgekühlter Ölkühler

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Hauptstellmotor

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Hydraulikpumpe für CF6-Triebwerke

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Kraftstoffpumpe für das CF6-80C2

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Luftgekühlter Kühler (ACDC)

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Luftventil

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Stellmotor für die Active Clearance Control

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Stellmotor

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Ventil für die Active Clearance Control

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VSV-Stellmotor

Enorme Komplexität

„Die große Heraus­forde­rung im Um­gang mit den Acces­sories ist die enorme Kom­ple­xi­tät“, sagt Ludwig. Und das be­herr­schen nur wenige auf dem Markt. Ein einziges Trieb­werk hat durch­schnitt­lich rund 80 verschiedene Anbau­geräte, die von 15 bis 20 ver­schie­denen Her­stel­lern ge­fertigt werden. Die Pa­lette reicht vom An­lasser über Treib­stoff- und Hydraulik­pumpen, ­Aktua­toren, Sen­soren, Ven­tilen bis hin zu Kabel­strängen und Rohr­lei­tungen. „Betreut man, wie wir, die unter­schied­lichsten Trieb­werks­typen, kommt man auf einen Zoo von mehreren ­hundert unter­schied­lichen Acces­sories, die es zu managen gilt“, sagt der MTU-Mann. Allein der logis­tische Auf­wand, um die ­Einzel­teile für die Repa­ratur der unter­schied­lichen Anbau­geräte­­typen zu­sammen­zu­stellen, ist gewaltig.

Dazu kommen die stark va­ri­ieren­den Orts- und Zeit­­an­forde­rungen für die anfäl­ligen Repa­ra­turen und die Exper­tise, diese auch sauber aus­führen zu können. „Wenn eine Air­line nach Hawaii fliegt und eine Treib­stoff­pumpe leckt, braucht sie funktions­fähigen ­Ersatz – möglichst sofort“, sagt Ludwig. „Gleich­zeitig müssen wir Kapa­zi­täten vorhalten, um die In­stand­hal­tung und Repa­ra­tur ­aller Anbau­geräte eines Trieb­werks während eines standard­mäßig vor­ge­schrie­benen Engine-Shop-Visits durch­führen zu können.“ Und dann kämen zwischen­durch noch Acces­sories rein, die nach einer bestimmten Stunden­zahl in Dienst durchge­checkt werden müssen. „Das muss man alles gleich­zeitig können, sonst ist man für Kunden nicht attraktiv genug“, erklärt Ludwig.

Accessory-Kompetenz und Rundum-Service

MTU Maintenance Canada hat mehrere Prüfstände für verschiedene Accessory-Subsysteme aufgebaut.

450 Reparaturverfahren

Der Ablauf der Acces­sory-Repa­ra­turen muss daher wie ein gut geöltes Uhr­werk laufen. „Nach der An­kunft des Anbau­gerätes zeigt uns ein In­coming-Test, was nicht funk­ti­o­niert. Dann zer­legen wir die Ein­heit, rei­nigen sie und führen die Sicht­prüfung und Ver­mes­sung der Bau­teile durch“, erklärt Ryan James, der für das En­gi­neer­ing im ARC verant­wortliche MTU-In­genieur. Es folgen die nötigen Repa­ra­turen, der Zu­sam­men­bau und der Ab­schluss­test, bevor das An­bau­gerät wieder zu­rück zum Kunden ge­schickt wird. Rund 450 unter­schied­liche Repa­ra­tur­ver­fahren kommen dabei zum Ein­satz. Und falls die Arbeiten an den An­bau­geräten zu lange dauern sollten, schicken Jamesʼ Kol­legen ein­fach ein zuvor fertig montiertes und funktions­tüch­tiges An­bau­gerät aus dem Lager zurück.

So können defekte Acces­sories in einem Zeit­fenster zwischen vier und 24 Stunden gegen funktions­tüchtige aus­ge­tauscht werden. „Mit einigen Air­lines haben wir Verein­barungen, solche Aus­tausch­ein­heiten für ihre Flot­ten in zentralen Lagern vor­zu­halten. Von dort aus gehen sie in die nächste Maschine, die den Flug­hafen anfliegt, wo der Aus­tausch statt­finden soll“, sagt James. „Da er­reichen wir die vier Stunden.“ Aber auch die 24 Stun­den „Turn­around Time“ sind oft schnel­ler als der Wett­bewerb, der neben Firmen wie Luft­hansa Tech­nik, Allen Air­craft, AJ Walter und Triumph vor allem aus den Her­stel­lern der Acces­sories selbst besteht. Da aber ins­besondere letz­te­re oft nur auf einige wenige Anbau­geräte spe­zi­a­li­siert und wegen ihrer Unter­nehmens­größe lang­samer in ihren Ent­schei­dungs­pro­zessen sind, können sie mit dem Ser­vice des ARC der MTU meist nicht mit­halten.

Video: MTU Maintenance Canada: Instand­haltung von Accessories Artikel mit Video

MTU Maintenance Canada: Instand­haltung von Accessories

Die sogenannten Accessories, wie Anlasser, Treibstoff- und Hydraulikpumpen, Stellantriebe, Sensoren, Ventile und Rohrleitungen sind für den reibungslosen Betrieb von Flugzeugflotten essentiell. Um diese schnell und zuverlässig zu reparieren, hat die MTU Maintenance Canada das Accessories Repair Center of Excellence aufgebaut. Zum Video

Rundum-Sorglos-Paket für Anbau­geräte

Die Kanadier sind dazu extrem flexibel: Von den Acces­sories für Business­jet-Trieb­werke wie dem CF34-3 bis zu denen des ge­wal­tigen GE90 der Boeing 777 kann alles re­pa­riert werden. „Ins­be­son­dere unser Rundum-Sorglos-Paket für die Acces­sories ist sehr gefragt“ sagt Ludwig. Damit meint der MTU-Ingenieur einen Service, bei dem die MTU sich um alle Anbau­geräte einer ganzen Air­line kümmert. Dazu gehört auch das Man­age­ment der so­ge­nannten Line Replace­able Units (LRU), das sind be­stimmte Teile von Anbau­geräten, die während des täg­lichen Flug­be­triebes vor Ort aus­ge­tauscht werden können. „Dieses an­spruchs­volle An­gebot wird erst da­durch möglich, dass rund die Hälf­te der Kol­legen in diesem Seg­ment bei den Kunden vor Ort arbeitet“, sagt Ludwig. Die Zei­chen stehen auf Wachs­tum: Im letzten Jahr repa­rierte das ARC bereits 11.000 Acces­sories, ein Ge­schäft mit einem Volumen von 60 Mil­li­onen Kana­dischen Dollar. Die 98 Mit­ar­beiter im ARC-Team be­treuen dafür derzeit 114 Kunden, neben Air­lines und Trieb­werk­her­stel­lern auch die U.S. Air Force. „Für 2020 peilen wir an, den Umsatz nahezu zu ver­doppeln“, sagt Ludwig. Man könnte auch sagen: Der Laden brummt.

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