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F117-Triebwerk: MTU-Technologie in der Boeing C-17
Ein echter Hingucker auf Leinwand und Screens ist die Boeing C-17 Globemaster III. Am Antrieb ist die MTU mit mehr als 20 Prozent beteiligt.
04.2025 | Autorin: Eleonore Fähling | 4 Min. Lesezeit
Autorin:
Eleonore Fähling
gehört seit 2014 zum Redaktionsteam des AEROREPORT und ist seit 1999 verantwortlich für die MTU-Mitarbeiterzeitung. Zu ihren luftfahrtjournalistischen Schwerpunkten gehören Luftfahrtgeschichte und Branchenthemen.

C-17: seit 30 Jahren im Einsatz
Ihren Erstflug absolvierte die C-17 im September 1991 bei ihrem Hersteller McDonnell Douglas in Long Beach/Kalifornien – seit 1997 gehört McDonnell Douglas zu Boeing.1993 wurde die erste Maschine an die Charleston Air Force Base in South Carolina ausgeliefert. Die erste C-17-Einheit der U. S. Air Force, die 17. Airlift Squadron, nahm am 17. Januar 1995 den Flugbetrieb auf. Bis 2015 wurden 279 Exemplare gebaut, von denen heute noch fast alle bei insgesamt neun Betreibern im Einsatz sind.
Es waren 12 aufregende Tage für die United Arab Emirates Air Force im Frühjahr 2018. Mit zwei Flugzeugen unterstützte sie die Dreharbeiten zum Action Thriller „Mission Impossible: Fallout“: mit einer DHC 6 „Twin Otter“ und mit dem Flugzeug, das später im Film auch zu sehen war, einer Boeing C-17 Globemaster III. Gedreht wurde nichts weniger als einer der spektakulärsten Stunts der Filmgeschichte: ein HALO-Sprung aus mehr als 7.500 Metern Höhe. Die Abkürzung HALO steht für „high altitude – low opening“ und meint einen Fallschirmsprung aus großer Höhe, bei dem der Schirm jedoch erst wenige hundert Meter über dem Boden geöffnet wird, um nicht von der gegnerischen Luftabwehr entdeckt zu werden.
Hauptdarsteller Tom Cruise, der auch diesen Stunt selbst durchführte, sprang insgesamt 94 Mal ab, bis die Szene im Kasten war. Mit der „Twin Otter“ wurde trainiert; die Sequenzen, die im Film zu sehen sind, spielen sich jedoch in und mit der C-17 ab. Kinopublikum und Kritik würdigten den Aufwand gleichermaßen – und Luftfahrtenthusiasten freuen sich über spektakuläre Abenddämmerungs-Aufnahmen des heimlichen Stars der Szene, des ikonischen Schulterdeckers C-17 mit seiner Flügelspannweite von mehr als 50 Metern.
Kraftpaket für Großes
Denn auch 30 Jahre nach ihrer Indienststellung erregt die C-17 Aufsehen, wo immer sie fliegt oder landet – und zieht mit ihrer charakteristischen Form die Blicke auf sich. Sie kann bis zu 102 Fallschirmjäger samt Ausrüstung transportieren, ihr gigantischer Laderaum fasst aber auch ganze Lkw-Flotten oder im Notfall mehr als 800 Passagiere, wie bei der Evakuierung Kabuls im August 2021.

Die C-17 kann US-Armeefahrzeuge in zwei Reihen nebeneinander transportieren, darunter auch den Kampfpanzer M-1 der US-Armee.
Vier F117-PW-100-Triebwerke mit einer Schubkraft von je 40.000 Pfund bringen das Flugzeug und seine Ladung in die Luft. Mit einer Nutzlast von fast 75 Tonnen kann es von einer gerade einmal 2.360 Meter langen Startbahn abheben, 4.445 Kilometer weit fliegen und auf einem Flugfeld von nur 900 Metern Länge landen. Leer schafft sie sogar Flugstrecken bis zu 6.230 nautische Meilen, das sind rund 11.500 Kilometer. Das F117-PW-100 ist die militärische Variante des PW2000, welches das Mittelstreckenflugzeug Boeing 757 antreibt. Als das F117 1991 als Exklusivantrieb für die C-17 ausgewählt wurde, konnte die zivile Variante bereits zehn Jahre Flugbetrieb in Serie nachweisen. Am 4. Dezember 1981 hatte es seinen Erstlauf absolviert. Mit an Bord bis heute: die MTU mit einem Programmanteil von 21,2 Prozent.
Kühlung sorgt für mehr Effizienz im Triebwerk
Dieser Programmanteil umfasst im Wesentlichen die Niederdruckturbine, und das ist kein Zufall: Bereits Anfang der 70er-Jahre suchte die MTU aktiv nach zivilen Anwendungen für ihre Triebwerkskompetenz, die sie mit dem Kampfflugzeug-Antrieb RB199 unter Beweis gestellt hatte. Als der damalige Triebwerks-Weltmarktführer Pratt & Whitney sein Erfolgsprodukt JT8D mit einem neuen Abgasgehäuse ausstatten wollte, nutzte die MTU ihre Chance, überzeugte – und erhielt kurz danach den Zuschlag für die Entwicklung der Niederdruckturbine für das schubgesteigerte Nachfolgeprogramm JT10D, später umbenannt in PW2000. Neben der Produktion von Bauteilen für kommerzielle Luftfahrtantriebe gelang damit der Einstieg in die Entwicklung und damit auch in die Partnerschaft und Programmverantwortung.
Das technisch Besondere an der Niederdruckturbine war die erstmals eingesetzte aktive Spaltkontrolle: Das Turbinengehäuse wird gekühlt, wodurch die Unterschiede in der Wärmeausdehnung der Komponenten ausgeglichen und damit der Wirkungsgrad des Moduls erhöht wird – heute Standard im Triebwerksbau. Die Idee dazu hatte Pratt & Whitney, die Umsetzung übernahm die MTU.

Seit 1979 arbeitet die MTU in Kooperation mit Pratt & Whitney an der Entwicklung und Fertigung der PW2000-Triebwerksfamilie. Der MTU-Programmanteil von 21,2 Prozent am Bau dieses erfolgreichen Triebwerks umfasst die Entwicklung der Niederdruckturbine und des Turbinenaustrittsgehäuses sowie die Produktion der wichtigsten Teile der Niederdruckturbine und anderer hochwertiger Komponenten.
Kein Karriereende in Sicht
Von 1981 bis 2004 wurde die Boeing 757 gebaut, von 1991 bis 2015 die C-17 Globemaster III von McDonnell Douglas/Boeing. Prominenter Fluggast in einer Boeing 757 ist der jeweilige US-Vizepräsident – die „Air Force Two“ ist meist eine Boeing C-32, eine 757-Variante. Ende 2024 waren noch mehr als 500 Exemplare der 757 aktiv im Dienst. Auch für die C-17 Globemaster III ist noch kein Dienstende in Sicht – schon gar nicht bei ihrer „Zweitkarriere“. Ihre jüngsten Screen-Erfolge feierte sie auf Social Media. Man ist anscheinend nie zu alt für eine erfolgreiche Influencer-Karriere.
Boeing 757 und PW2000: Duo für die Mittelstrecke
In den späten 1970er Jahren begann Boeing mit der Entwicklung einer neuen zweistrahligen Langstreckenmaschine für interkontinentale Reichweiten. Die 757 wurde konzipiert, um mittlere, transkontinentale Strecken wirtschaftlicher zu bedienen. 1982 absolvierte sie ihren Erstflug, seit 1984 wurde sie auch mit PW2000-Triebwerken angeboten. Bis 2004 wurden 1.050 Exemplare gebaut. Ihre Nachfolge haben die größeren Versionen der Narrowbody-Familien Boeing 737 und Airbus A320 angetreten. Erst kürzlich erteilten die Luftfahrtbehörden der USA und Europas dem Airbus A321XLR die Zulassung, die mit 8.700 Kilometern eine ähnliche Reichweite erzielt wie die Boeing 757. Ihr Antrieb: das PW1100G-JM, eine Weiterentwicklung des PW2000.
PW2000 im neuen Gewand
Anstelle als Röhre mit Flügeln könnten Flugzeuge bald als Blended Wing Body in einer Tragflügelfunktion abheben. Mehr zu diesem Thema
Das Start-up-Unternehmen JetZero hat derzeit das konkreteste Projekt dazu in der Designphase und strebt damit eine 50 Prozent Treibstoffersparnis an. Die Testflüge sollen 2027 beginnen – angetrieben von der PW2000-Variante PW2040.