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MTU Maintenance Service Centre Australia: Ein Jahrzehnt Erfolg
Der MTU Maintenance-Standort in Perth ist der einzige On-Site-Serviceanbieter für Triebwerke im Südpazifik und wichtiger Teil des weltweiten MTU-Servicenetzwerks.
12.2024 | Autorin: Nicole Geffert | 6 Min. Lesezeit
Autorin:
Nicole Geffert
arbeitet seit 1999 als freie Journalistin mit den Themen Forschung und Wissenschaft, Geld und Steuern, Ausbildung und Beruf.
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Perth, die Hauptstadt von Westaustralien, ist nicht nur für ihre 19 Stadtstrände am Indischen Ozean und das sonnige Klima bekannt, sondern auch für ihre dynamische Wirtschaft und Innovationskraft. Mit ihren zwei Millionen Einwohnern wird sie oft als die abgelegenste Metropole der Welt bezeichnet. Die nächstgrößere Millionen-Stadt, Adelaide, liegt 2.136 Kilometer entfernt. „Hier steigt man ins Flugzeug, um zur Geburtstagsparty des besten Freundes zu gelangen“, sagt Sebastian Moerl, Managing Director des MTU Maintenance Service Centre Australia. In seiner Heimat Deutschland würde er ungläubige Blicke ernten, wenn er aus einem solchen Anlass die vergleichbare Strecke von Hamburg nach Lissabon fliegen würde.
In dem boomenden Umfeld hat sich das MTU Maintenance Service Centre Australia als unabhängiger Servicedienstleister für Industriegasturbinen (IGT) und Flugzeugtriebwerke erfolgreich etabliert. 2014 gegründet, feiert der aufstrebende Standort, der Teil des globalen MTU-Servicenetzwerks ist, dieses Jahr sein zehnjähriges Bestehen. „Die MTU erkannte damals, dass eine lokale Präsenz auf dem australischen Kontinent notwendig ist, um potenzielle Kunden von der Kompetenz und dem Service-Spektrum der MTU Maintenance zu überzeugen“, sagt Moerl. 2016 erhielt er den Auftrag, nach Australien überzusiedeln und ein IGT-Service-Centre in Perth aufzubauen.
Die Rohstoffindustrie ist ein unverzichtbarer Wirtschaftszweig des Landes. Fast ein Viertel des Bruttoinlandsprodukts stammt aus diesem Sektor. Nach Kohle und Eisenerz sind jetzt Flüssiggas und Lithium gefragter denn je. Ein attraktiver Markt für Serviceleistungen rund um Industriegasturbinen, die in Minen, LNG-Terminals und auf On- und Offshore-Plattformen zum Einsatz kommen.
Erfolgsrezept: Gegenseitiges Vertrauen und persönliche Beziehungen
Moerl machte sich auf die Reise nach Australien, auf den ihm noch unbekannten Kontinent südlich des Äquators. Kaum angekommen war er gleich 200 Tage „on the road“: um den Markt zu erkunden, Kontakte zu knüpfen und vor allem die Mentalität der Australier kennenzulernen. „Gegenseitiges Vertrauen, persönliche Beziehungen und den direkten Austausch – das schätzen sie hier“, sagt er. Sein Networking zeigte Wirkung, die Kompetenzen der MTU überzeugten.
Als der erste IGT-Großkunde gewonnen war, wuchs das MTU-Team und bezog strategisch günstig ein Büro am Flughafen Perth. Mit Lars Klein aus dem mobilen Field-Service-Team der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg wurde zudem der erste IGT-Spezialist für die Instandsetzung hinzugeholt. Weitere sollten folgen. „Wir spürten alle eine Art Start-up-Feeling“, erinnert sich Moerl an die besondere Aufbruchsstimmung im Team, die bis heute nicht nachgelassen hat. Das Service Center in Perth entwickelte sich zum Spezialisten für Level-2-Services für die Industriegasturbinen LM2500™ und LM6000™ aus der LM™-Serie des Herstellers General Electric (GE).
MTU Maintenance: Mit einem globalen Netzwerk aus Triebwerksexpert:innen sorgt die MTU Maintenance rund um die Uhr dafür, dass Flugzeuge jederzeit mit möglichst geringen Ausfallzeiten und höchster Verfügbarkeit unterwegs sind – kosteneffizient und stets nach den höchsten Qualitätsstandards.
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On-Site-Service: Mobile Teams für eilige Triebwerksreparaturen
Für eilige Reparaturen hat MTU weltweit Shops aufgebaut. Mobile Teams führen Reparaturen am Flügel oder bei der Airline durch. Sie meistern Herausforderungen wie Boroskop-Inspektionen, Top-Case-Reparaturen und den Austausch ganzer Module.
Airlines wollen schnelle und flexible Reparaturleistungen
Dann kam die Corona-Pandemie, und Australien schottete sich vom Rest der Welt ab, verhängte Einreiseverbote und strenge Quarantäne-Maßnahmen. Die IGT-Kunden in Australien konnten sich dennoch auf die MTU verlassen und wurden vom mobilen Field-Service-Team in Perth betreut. „Die MTU-Strategie, für ihre Kunden ein weltumspannendes Service-Netzwerk aufzubauen, ist einmal mehr aufgegangen“, sagt André Sinanian, Geschäftsführer der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg. „Dafür haben wir sogar extra eine neue zentrale Einheit aufgebaut, die das globale Netzwerk der MRO-Einsatzteams steuert und deren Ausbau weiter vorantreiben soll.“
Dieser Service vor Ort ist eine Stärke der MTU Maintenance. An ihren weltweiten OSS-Standorten sind mobile MTU-Teams darauf spezialisiert, Reparaturen direkt beim Kunden durchzuführen, um einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen. „Wegen zunehmenden Kostendrucks verlangten die Airlines kleinere und gezieltere Reparaturen, um ihre Flotten kosteneffizient betreiben zu können. Und dieser Trend hält an“, weiß Xaver Schmid, der die neue Organisation bei der MTU leitet.
Als infolge der Pandemie auch die Nachfrage von Airline-Kunden nach schnellen, flexiblen Serviceleistungen stieg, kamen auf das ambitionierte MTU-Team in Perth neue Aufgaben zu. Denn die MTU entschied sich, einige ihrer weltweiten IGT-Service-Center zu Service-Centern für die Luftfahrt auszubauen. Für das MTU-Team in Perth bedeutete das, neue Fähigkeiten aufzubauen und ihren Kundenservice zu erweitern. Im Fokus ihrer Aktivitäten: die Instandhaltung des nachgefragten GE-Triebwerks CF34-10E.
„Die MTU ist damit der einzige On-Site-Serviceanbieter für Triebwerke im Südpazifik.“
Managing Director des MTU Maintenance Service Centre Australia
Globale Standards und lokale Exzellenz
Unterstützung leisteten dabei die MTU-Expertenteams aus Ludwigsfelde, die ihre australischen Kolleg:innen trainierten – von Boroskop-Inspektionen über Top-Case-Reparaturen an Hochdruckverdichtern bis zum Austausch ganzer Module. „Die Anforderungen an Qualität und Sicherheit sind in der Luftfahrt noch komplexer als in der Instandhaltung von Industriegasturbinen“, sagt Schmid. „Die MTU garantiert ihren Kunden die gleiche hohe Qualität an jedem MTU-Standort weltweit.“ Schmid hat daher einen Global Quality Manager in seinem Team, der für die übergreifenden Qualitätsstandards im gesamten OSS-Netzwerk verantwortlich ist.
Das MTU-Team in Perth machte alles richtig. Anfang 2023 wurde der Standort von der australischen Zivilluftfahrtbehörde CASA als Part 145-Reparaturstation für das CF34-10E zugelassen. „Die MTU ist damit der einzige On-Site-Serviceanbieter für Triebwerke im Südpazifik“, sagt Moerl. Bereits im April 2023 meisterte das Team aus Perth den ersten On-Wing-Einsatz – also die Reparatur direkt am Flügel – für zwei CF34-10E-Triebwerke.
Gemeinsame Sache
Das MTU-Netzwerk lebt vom Know-how-Transfer und gegenseitiger Unterstützung. So auch Ende Oktober, als das australische Team für einen Kunden eine sogenannte „Hot Section Repair“ an einem CF34-10E durchführen musste. Bei einer Boroskop-Inspektion wurde ein Riss im Combustion-Liner festgestellt. Mit Hilfe von extra angereisten Kolleg:innen aus der MTU Maintenance Berlin-Brandenburg demontierten sie die Hoch- und Niederdruckturbine, um Zugang zum defekten Combustion-Liner in der Brennkammer zu bekommen. Die defekte Brennkammer wurde anschließend zur Reparatur in den Shop nach Ludwigsfelde geschickt. Nach erfolgreicher Instandsetzung trat die Brennkammer die Rückreise nach Perth an. Bei der anschließenden Montage der Brennkammer und der beiden Turbinen war zur Unterstützung wieder ein Team aus Ludwigsfelde vor Ort, das diese Gelegenheit nutzte, um die australischen Kolleg:innen weiterzubilden und ihre Kompetenzen auszubauen.
Bei der MTU in Perth stehen die Zeichen weiter auf Wachstum
Und das war erst der Anfang. Das On-Site-Geschäft in der Luftfahrt diente als Türöffner für neue Kunden. „Das Kunden-Feedback ist sehr gut“, sagt Schmid. „Daher werden wir auch am Standort in Perth die Kompetenzen kontinuierlich erweitern, damit sich die Instandhaltung von Luftfahrtantrieben als attraktives eigenständiges Geschäftsfeld etabliert.“ Die Zusammenarbeit mit CF34-Kunden soll daher intensiviert und der Service weiter ausgebaut werden. Auch die gegenseitige Unterstützung im MRO-Netzwerk, insbesondere durch die MTU Maintenance Berlin-Brandenburg als erfahrener Partner, ist eine feste Größe. „Das Team in Perth bekommt die Unterstützung, die es braucht, um die nächste Wachstumsstufe zu erreichen“, sagt Schmid.
Dazu gehört auch die netzwerkweite Implementierung eines speziellen IT-Tools inklusive Kundenportals – eine professionelle Schnittstelle zum Kunden, um noch schneller auf dessen eingehen zu können. Ob Industriegasturbine oder Flugtriebwerk – für das mobile Team gilt die Devise: schnell, flexibel und zuverlässig zu handeln, wenn der Kunde nach Service verlangt. „Wir sind zwar noch ein kleiner Standort, aber wir legen ebenso größten Wert auf erstklassige Serviceleistungen“, betont Moerl.
Bei der MTU in Perth stehen die Zeichen also weiter auf Wachstum. Das CFM56-7-Triebwerk könnte das Angebot erweitern, die Kunden signalisieren Bedarf. „Australien ist ein attraktiver Markt, es wird viel geflogen“, sagt Schmid. Eine anhaltend hohe Nachfrage gibt es auch für IGT-Serviceleistungen. Das MTU-Team in Perth kann Einsätze auf dem gesamten australischen Kontinent verzeichnen, oft in abgelegenen Gegenden und unter extremen klimatischen Bedingungen.
Heute zählt das Team 18 Expert:innen, die für ihren Job brennen. Gemeinsam treiben sie den Ausbau mit viel Leidenschaft und Einsatz voran. Der besondere Spirit und die Vision, etwas Großes aufzubauen, gehen Hand in Hand mit dem Verständnis, Teil des globalen MTU-Service-Netzwerks und wichtiges Mitglied der MTU-Familie zu sein. Moerl bringt es auf den Punkt: „Wir ziehen alle an einem Strang.“