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Vor 40 Jahren wurde die MTU Maintenance gegründet
1979 steigt die MTU in das Instandhaltungsgeschäft für zivile Triebwerke ein und gründet die MTU Maintenance. Erinnerungen an die Zeit, als das erste Triebwerk in den Shop kommt.
09.2019 | Autor: Nicole Geffert, Johannes Angerer | 4 Min. Lesezeit
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Nicole Geffert arbeitet seit 1999 als freie Journalistin mit den Themen Forschung und Wissenschaft, Geld und Steuern, Ausbildung und Beruf.
Johannes Angerer Partner der Employer Branding Agentur identifire, stärkt Marken, in dem er die prägenden Geschichten dahinter erforscht und in ansprechenden Formen erzählt, ob als Text, als Video oder in einer Ausstellung.
- Vor 40 Jahren wurde die MTU Maintenance gegründet
- Instandhaltung gestern und heute bei der MTU Maintenance
- 40 Jahre
Flugreisen sind bis in die 1970er Jahre purer Luxus. 710 D‑Mark monatlich verdient ein Arbeiter 1977 im Tariflohn. 2.400 D‑Mark kostet ein Hin‑ und Rückflug Frankfurt‑New York in der Hochsaison. Doch das soll sich schon bald ändern. Fliegen wird erschwinglicher. Denn die zivile Luftfahrt bekommt in jener Dekade spürbaren Auftrieb und die Nachfrage nach Instandhaltungs‑Services für zivile Triebwerke steigt.
Auch im Vorstand der MTU München (heute MTU Aero Engines AG) ist das damals ein großes Thema. Wie kann das Unternehmen von dieser Entwicklung profitieren? Das eigene Metier ist zu der Zeit hauptsächlich militärisch. Die MTU ist Spezialist für die Triebwerke von Tornado und Co. Die Idee nun ist die Instandhaltung und Reparatur von zivilen Triebwerken wie dem CF6 von General Electric (GE), das den ersten Airbus A300, die Boeing 747 und die McDonnell Douglas DC-10-30 antreibt.
Die wenigsten Airlines besitzen jedoch das erforderliche Know‑how und Equipment, sehr wohl aber die MTU mit ihrer Expertise aus den militärischen Programmen.
„1976 haben wir die ersten Studien für eine zivile Instandhaltung bei der MTU angefertigt und Betriebe in den USA besichtigt“, erzählt Franz Weinzierl, mittlerweile im Ruhestand und bis 2002 Vertriebsleiter bei der MTU Maintenance Hannover. Als Projektleiter ist er damals verantwortlich für die Aufbauphase der zivilen Instandhaltung. Das Ergebnis einer Marktanalyse ist vielversprechend: Ein Maintenance‑Standort in Westeuropa würde 67 Airlines mit rund 1.250 Triebwerken erreichen. Die Investitionen würden zwar enorm hoch sein, 30 Millionen D‑Mark allein für die Erstausstattung. Aber: Der beste Zeitpunkt, um sich in diesem Geschäft einen sehr guten Platz zu sichern, ist jetzt.
Also entscheidet die MTU 1979, in die Instandhaltung für zivile Triebwerke und Industriegasturbinen einzusteigen. Neben Entwicklung, Produktion und militärischer Instandhaltung schafft sie damit einen weiteren Unternehmensbereich: die MTU Maintenance. Die Wahl fällt auf den Standort Hannover‑Langenhagen, in direkter Nähe zum Flughafen. Weinzierl: „Das Land Niedersachsen hatte großes Interesse daran, hochwertige Arbeitsplätze im damals technologie-schwächeren Norden zu schaffen.“
Am 14. November 1979 wird die MTU Maintenance Hannover als hundertprozentige Tochter der MTU gegründet. Es ist eine Gründung auf der grünen Wiese. „Ich habe vor dem ersten Spatenstich auf dem Feld gestanden, auf dem ein Bauer mit seinem Pflug hin und her gefahren ist“, erinnert er sich. Auf der Baustelle wachsen zügig Teststand, Werkhalle und Verwaltungsgebäude. Ein Bauschild kündigt an: „Hier entsteht ein Werk für die Instandhaltung von Flugzeugtriebwerken. Wir stellen ein.“ Das spricht sich in der Gegend rasch herum. Auch Jörg Schenkemeyer, ein junger Feinmechaniker, gehört zu den damaligen Bewerbern. Bevor er und weitere neue Fachkräfte loslegen können, werden sie zum Teil bei der MTU in München geschult.
Spätsommer 1981. Im künftigen Shop werden Maschinen angeliefert und aufgebaut. Mitarbeiter montieren Schweißkabinen und Werkbänke. Am Ende der Halle stehen die Toolings, Spezialgeräte und -gestelle für die Instandhaltung der zivilen Triebwerke. Die ersten Aufträge kommen von der MTU aus München, wo Triebwerksschaufeln für GE repariert werden.
Für die Mitarbeiter gibt es zu dieser Zeit immer wieder „historische“ Momente. Zum Beispiel, als man sich zusammen mit dem damaligen Betriebsleiter Wolf Birner um eine neue 5-Achsen-Karussell-Drehmaschine versammelt. Der erste Auftrag: Ein Flansch eines Compressor Rear Frames – einer dicken Hülle, die die Brennkammer ummantelt – muss auf Maß gedreht werden. Der Dreher setzt an und stoppt gleich wieder. Er bückt sich, nimmt den ersten Span auf und legte ihn in Birners Hand. „Den sollten wir doch aufbewahren.“ Ja, es gibt ihn noch immer, eingegossen in Harz.
Am 5. November 1981 fahren Limousinen vor. Birgit Breuel, damals Niedersachsens Ministerin für Wirtschaft und Verkehr, sowie Vertreter von Stadt und Land kommen zur offiziellen Eröffnung des ersten Standorts der MTU Maintenance. Gefeiert wird zusammen mit dem MTU‑Management rund um den damaligen Geschäftsführer Manfred Holz und leitenden Mitarbeitern im Teststand.
Ende 1981 geht es rund im Shop. Die Fluggesellschaft Hapag-Lloyd, die zu dieser Zeit vor allem Charterflüge zu touristischen Zielen rund um das Mittelmeer durchführt, vertraut ihre CF6-50-Triebwerke dem jungen Unternehmen an. Zudem absolviert das CF6-80 für die Boeing 767 Testläufe auf dem neu errichteten Prüfstand. Aufträge für die Instandhaltungen des RB211-22B/524 und der Gasturbine LM2500 füllen die Bücher.
Schenkemeyer kann sich noch gut erinnern, als im November 1981 ein Unimog vor dem Shop hält. Auf der Ladefläche liegt ein CF6-50 von Hapag-Lloyd Flug. Das erste komplette Triebwerk, das das Team der MTU Maintenance reparieren soll. „Als dieses gigantische Teil in der Halle stand, kamen fast alle 200 Kollegen zusammen. Wir bestaunten das Triebwerk fast ehrfürchtig. Das also war unsere Zukunft.“