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Die digitale Transformation managen
Falk Hinderberger ist Digital Transformation Manager bei der MTU Aero Engines. Er verknüpft die analoge Welt mit der digitalen.
08.2019 | Autor: Thorsten Rienth | 3 Min. Lesezeit
Autor:
Thorsten Rienth
schreibt als freier Journalist für den AEROREPORT. Seine technikjournalistischen Schwerpunkte liegen neben der Luft- und Raumfahrtbranche im Bahnverkehr und dem Transportwesen.
Von Henry Ford, dem Mann, der die industrielle Produktion des Automobils revolutionierte, ist der Satz überliefert: „Wenn ich die Menschen gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Heute steht die Industrie vor einem ähnlich einschneidenden Wandel, wie zu Fords Zeiten. Nur geht es diesmal nicht mehr ums Fließband, sondern um die digitale Transformation von Geschäftsprozessen. Ein gänzlich neues Berufsbild ist dadurch entstanden. Auf Falk Hinderbergers Visitenkarte steht: Digital Transformation Manager.
- Effizienz steigern mit Multiphysiksimulationen
- Data Scientist für die Luftfahrt von Morgen
- Digitalisierung macht’s möglich: Werkzeugverschleiß vorhersagen
- Die digitale Transformation managen
- Mit digitalen Tools zu neuen, effizienten Bauteilen
- Gemeinsame Geometriesprache für effizientere Triebwerksentwicklung
Der 32-Jährige ist Digital Transformation Manager bei der MTU Aero Engines. „Wir sind dabei, die analoge Welt mit der digitalen zu verknüpfen.“ Etwas konkreter formuliert: „Es geht darum, Digitalisierungspotenziale zu identifizieren, Fachbereiche und IT zusammenzubringen und schließlich mit einem End-to-End Fokus in Lösungen mit echtem Mehrwert zu überführen.“
Hinderberger hatte International Business in Aalen und Reutlingen studiert, dabei Auslandsstationen in Mexiko, Thailand und Russland eingelegt. Dann wechselte er in eine Unternehmensberatung, wo er oft in Digitalisierungsprojekte im Automotive-Bereich eingebunden war – sein Fokus hier: Digitalstrategien entwickeln und digitale Geschäftsmodelle gestalten.
Seit vergangenem Herbst treibt er bei der MTU Aero Engines die digitale Transformation im Zivilgeschäft voran. „Wir wollen Arbeitsabläufe verbessern, mehr aus vorhandenen Daten lernen und neue IT-Technologien evaluieren und einführen“. Eines der Projekte, in die Hinderberger aktuell involviert ist: Die Ersatzteilbedarfe präziser vorauszusagen.
Dies ist einmal relevant, weil die oftmals komplexen und aus High-End-Materialien bestehenden Triebwerkskomponenten schnell dem Wert eines Mittelklassewagens entsprechen. Sie binden folglich in Form des Lagerbestands einiges an Kapital. Zum anderen sind die Beschaffungsketten derartiger Komponenten mit bis zu 18 Monaten sehr lang.
Einen rein computerbasierten Algorithmus für die Bedarfe der Zukunft zu entwickeln, hält Hinderberger auf absehbare Zeit für unwahrscheinlich. „Sie sind von zahlreichen Faktoren abhängig, die ein Ersatzteilbedarfsplaner stets bewerten muss: Von Wetter- und Umwelteinflüssen, der Nutzungszeit seit der letzten Triebwerksüberholung, von Trends in Flugbewegungen der Airline Flotten und vom Ölpreis.“ Wie würde sich sein Fallen auf die Nutzungsdauern bestehender Flotten auswirken? Womöglich lohnt es sich für Airlines, ältere Flugzeuge mit einem etwas höheren Treibstoffverbrauch doch länger als geplant zu betreiben? Was würde das für die Ersatzteilbedarfe bedeuten?
„Mit dem Einsatz von moderner Datenanalyse und Big-Data-Technologien, die vor 10, 15 Jahren noch nicht produktiv eingesetzt wurden, können wir die Kollegen aus der Ersatzteilbedarfsplanung zunehmend mit aus Daten gewonnen Erkenntnissen unterstützen und somit Entscheidungen transparenter gestalten“, erklärt Hinderberger. „Der Fachbereich gibt den Prozess und die Parameter vor – wir überführen sie dann in Anforderungen an ein bestenfalls existierendes IT-Tool.“
Wie ein großes Puzzle sollen so Daten und Recherchen zusammengeführt werden, um sich Schritt für Schritt dem Ziel zu nähern: einer proaktiven und digital unterstützten Ersatzteilplanung mit optimierten Lagerbeständen.