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80 Jahre Düsenflug

Im August 1939 hebt zum ersten Mal ein Flugzeug mit Jetantrieb ab.

12.2019 | Autorin: Eleonore Fähling | 1 Min. Lesezeit

Autorin:
Eleonore Fähling gehört seit 2014 zum Redaktionsteam des AEROREPORT und ist seit 1999 verantwortlich für die MTU‑Mitarbeiterzeitung. Zu ihren luftfahrtjournalistischen Schwerpunkten gehören Luftfahrtgeschichte und Branchenthemen.

Die Frage „Wer hat’s erfunden?“ war selbst Jahrzehnte später noch eine politische: In den 1920er- und 1930er-Jahren arbeiteten unabhängig voneinander ein deutscher und ein britischer Ingenieur an der Erfindung des Strahltriebwerks. „Die Erfindung lag zu dieser Zeit in der Luft“, sagt der ehemalige MTU-Entwicklungsleiter und Professor an der TU München, Dr. Hanns-Jürgen Lichtfuß. Doch während die Briten Frank Whittle (1907 – 1996) als Alleinerfinder feierten, schwiegen deutsche Fachpublikationen ihn tot und schrieben den Verdienst allein Hans-Joachim Pabst von Ohain (1911 – 1998) zu.

Bei einem Besuch der MTU im Mai 1981 ließ sich der Strahltriebwerkserfinder Hans-Joachim Pabst von Ohain von Dr. Wolfgang Hansen, damals Chef der MTU-Qualitätssicherung, den Nachbau seines Experimentaltriebwerks HeS-3B erklären, der in der MTU-Lehrwerkstatt gebaut worden war.

Video: Prof. Dr. Hans-Joachim Pabst von Ohain erklärt das Strahltriebwerk Artikel mit Video

Prof. Dr. Hans-Joachim Pabst von Ohain erklärt das Strahltriebwerk

Prof. Dr. Hans-Joachim Pabst von Ohain erklärt die Funktionsweise des Strahltriebwerk der ersten Düsenmaschine der Welt, der Heinkel He 178. Zum Video

Whittle und von Ohain, der eine Mechaniker der Royal Air Force in Cranwell in West-England, der andere Physikstudent in Göttingen, waren beide Anfang 20, als sie unabhängig voneinander erste Überlegungen für einen Flugantriebsprozess mit kontinuierlicher Kompression anstellten. Whittle meldete 1932 ein Patent für ein Turbostrahltriebwerk an, fand jedoch erst vier Jahre später Förderer, um mit ersten Versuchen zu beginnen. 1938 lief sein Triebwerk erstmals auf dem Prüfstand. Von Ohain hingegen wurde von seinem Universitätsprofessor 1936 mit dem Flugzeughersteller Ernst Heinkel bekannt gemacht. Dort bekamen er und sein Mechaniker Max Hahn beste Bedingungen, um ihre Ideen zu verwirklichen. Ihr Experimentaltriebwerk H S 3B wurde 1937 patentiert, absolvierte seinen Erstflug am 27. August 1939 und überzeugte das Reichsluftfahrtministerium, die neue Technologie zu unterstützen.

Von Ohain und Whittle begegneten sich 1978 in den USA, wo sie beide inzwischen lebten. Sie absolvierten gemeinsame Vortragsreisen und erhielten 1991 für ihre Leistungen den Charles Stark Draper-Preis, den Nobel-Preis für Ingenieure.

Das He S 3 wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Anfang der 1980er Jahre fertigte die Lehrwerkstatt der MTU München zwei Nachbauten, eine für das Deutsche Museum München und eine für die Smithsonian Institution in Washington D. C..

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