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„Before the Flight“: Tanken als Rechenaufgabe
Umfassende Planung, präzise Berechnung und die Beachtung einer Vielzahl von Sicherheitsvorschriften: Das Betanken eines Flugzeugs ist eine Wissenschaft für sich.
01.2022 | Autor: Markus Kemminer | 3 Min. Lesezeit
Autor:
Markus Kemminer
ist Geschäftsführender Redakteur der Content-Agentur TextVersion. Bei der großen Auswahl technischer Themen, über die er schreibt, rangiert das Thema Luftfahrt ganz weit oben.
Wann kommt der Sprit in den Tank?
Vor dem Hintergrund umfassender Sicherheitsvorschriften, die heute für das Betanken von Flugzeugen gelten, ist man, was den Zeitpunkt des Tankens im Ablauf der Flugvorbereitungen betrifft, deutlich flexibler geworden. War zu früheren Zeiten die Betankung von Luftfahrzeugen während des Boardings nur unter strengen Sicherheitsvorschriften erlaubt (einsatzbereites Feuerwehrpersonal in unmittelbarer Nähe), so ist dies derzeit oft ohne größere Einschränkungen möglich. Diese Flexibilität wird dabei – den Bedürfnissen der Fluggesellschaften und Flughafenbetreiber entsprechend – vor allem zur Beschleunigung der Bodenzeit bei der Flugvorbereitung genutzt. Denn erst dadurch, dass Tank- und Beladungs- bzw. Entladungsvorgänge zum Teil parallel ablaufen können, lassen sich die Zeiten zwischen Landung und Startphase eines Flugzeugs deutlich verkürzen. Das wiederum steigert die Profitabilität.
Wichtig: Auch wenn die Betankung von Flugzeugen heute durch eine Vielzahl von gesetzlichen Vorschriften und Regelungen der Flughafenbetreiber und Fluggesellschaften ungefährlicher geworden ist, heißt es immer noch:
Sicherheit geht vor!
Um diese zu gewährleisten, werden nicht nur die Prozesse selbst, sondern auch die dafür eingesetzten Gerätschaften immer wieder auf ihre Vorschriftsmäßigkeit überprüft. Weitere Regeln gelten für das Betanken eines Flugzeugs während der Boardingphase. Diese können sich aber an den jeweiligen Flughäfen oder bei den Fluggesellschaften untereinander durchaus deutlich voneinander unterscheiden. Oft muss zumindest die Flughafenfeuerwehr benachrichtigt werden, andernorts ist immer noch ihre unmittelbare Präsenz gefragt. Hinzu kommt: Türen öffnen, Evakuierungsmöglichkeiten bereithalten und darüber hinaus müssen die Passagiere vollständig Platz genommen haben, dürfen aber an ihrem Platz nicht angeschnallt sein.
Wie kommt der Sprit in das Flugzeug?
Fast jeder hat es schon mal beobachtet: Flugzeuge werden von Treibstoffwagen betankt. Diese befördern in den Flugpausen das Kerosin in die Tankbehälter an den Tragflächen. Nur wenige aber wissen, dass es sich bei den meisten dieser „Tankfahrzeuge“ lediglich um Pumpwagen handelt. Diese führen selbst keinen Treibstoff mit sich, sondern fungieren als Bindeglied zwischen Flieger und Tanklager. Mit hohem Druck pumpen die Wagen aus im Boden eingelassenen „Steckdosen“ Kerosin und verteilen es in das Flugzeug – mit erheblich weniger Druck, damit das Flugzeug nicht beschädigt wird. Solche Pumpwagen verfügen außerdem über verschiedene Filtersysteme, durch die das Kerosin fließt. Unerwünschte Partikel werden so frühzeitig entfernt.
Während des Tankens wird immer wieder überprüft, ob das Kerosin auch gleichmäßig in den Flugzeugtanks verteilt wird, damit das Flugzeug keine Schlagseite bekommt. Ein Tankcomputer überwacht und regelt die Verteilung des Kerosins. Ein Flugzeugtankwart hält zudem eine Fernbedienung in der Hand, über die die Betankung jederzeit gestoppt werden kann.
Überall dort wo es keine Kerosinpipelines mit „Steckdosen“ gibt, kommt ein sogenannter Flugfeld-Tankwagen zum Einsatz, der schon mal bis zu 35.000 Liter Kerosin fassen kann.
Volltanken? – Nein Danke!
Auch bei der Spritmenge lautet der Grundsatz: Die Sicherheit der Fluggäste und Besatzung ist unantastbar. Entsprechend muss so viel Kerosin an Bord sein, dass es auch für den Fall der Fälle reicht, etwa wenn der Zielflughafen nicht direkt anvisiert werden kann oder etwa bei schlechtem Wetter ein Ausweichflughafen angeflogen werden muss.
Anders als für Landfahrzeuge ist eine Vollbetankung von Flugzeugen grundsätzlich nicht vorgesehen. Das hat mehrere Gründe: Je höher die Treibstoffmenge, desto höher auch der Spritverbrauch. Hinzu kommt, dass ein voll betanktes und voll besetztes Flugzeug in der Regel sein maximal zulässiges Gesamtgewicht überschreitet. In so einem Fall muss also abgewogen werden, wie viel Sprit für die geplante Strecke notwendig ist, und wie viele Sitzplätze dann noch vergeben werden können. Flugzeugbetankung ist daher immer auch eine Rechenaufgabe.