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Kurz erklärt: Sustainable Aviation Fuels

Sustainable Aviation Fuels (SAFs) haben das Potential, die Klimawirkung signifikant zu reduzieren. Bereits heute könnten die nachhaltigen Kraftstoffe per „drop-in“ in der bestehenden Flotte eingesetzt werden. 5 Fragen zu SAFs.

04.2024 | Autorin: Isabel Henrich | 2 Min. Lesezeit

Autorin:
Isabel Henrich ist studierte Politologin und Kommunikationswissenschaftlerin. Bei der MTU steuert sie den redaktionellen Prozess des AEROREPORTs und ist zuständig für die Konzeption und Entwicklung der Inhalte.

Was sind Sustainable Aviation Fuels (SAFs)?

SAFs sind nachhaltige Kraftstoffe, die die Klimawirkung der Luftfahrt signifikant reduzieren. Sie lassen sich in zwei Kategorien unterteilen:

  • Kraftstoffe, bei deren Herstellung Biomasse verwendet wird.
  • synthetische Kraftstoffe, die aus erneuerbaren Energien und CO2 erzeugt werden.

Welche SAF-Herstellverfahren sind bereits zugelassen?

SAFs werden derzeit überwiegend aus biogenen Reststoffen über die Hydrierung pflanzlicher oder tierischer Fette und Öle zu Paraffinen, auch bekannt als Hydroprocessed Esters and Fatty Acids (HEFA), hergestellt. Neben diesem Verfahren gibt es sieben weitere bereits zugelassene Verfahren, die auf verschiedenen Rohstoffen und Prozessen basieren Power-to-Liquid (PtL) gilt als vielversprechendes Herstellverfahren synthetischer SAFs. Beim PtL-Verfahren wird Wasserstoff mit Strom aus erneuerbaren Energien, wie Wind- oder Solarkraft, erzeugt, mit CO2 zu Kohlenwasserstoffen synthetisiert und zu Flüssigkraftstoff aufbereitet. Die MTU unterstützt mehrere Vorhaben zum Aufbau von Power-to-Liquid-Produktionsanlagen.

Welchen Vorteil haben Sustainable Aviation Fuels?

SAFs haben eine deutlich geringere Klimawirkung als Kerosin aus fossilen Quellen. Und das, obwohl sie dieselben Anforderungen erfüllen. Die Logik hinter SAF ist, dass das im Flug emittierte CO2 bei der Herstellung des Kraftstoffs wieder verbraucht wird und so ein möglichst geschlossener CO2-Kreislauf entsteht. Hierfür muss das CO2 der Atmosphäre vorher bestmöglich entnommen worden sein. Ein weiterer positiver Effekt ergibt sich dadurch, dass bei der Verbrennung von SAFs weniger Rußpartikel entstehen. Diese sind mitverantwortlich für die Entstehung von Kondensstreifen, die wiederum neben CO2 und Stickoxiden zur Erderwärmung beitragen. Heutige SAF-Herstellverfahren basieren entweder auf Biomasse oder erneuerbaren Energien und CO2. Die tatsächlich eingesetzte Menge ist derzeit jedoch noch viel zu gering. Das liegt vor allem an dem signifikant höheren Preis.

Welche Rolle spielt Wasserstoff?

Kerosin ist ein so genannter Kohlenwasserstoff. Wasserstoff ist insofern ein zentraler Rohstoff bei der Herstellung von SAF. Bei der Herstellung von PtL-SAF wird Wasserstoff über Elektrolyse aus erneuerbarem Strom und Wasser hergestellt. Zukünftige Antriebskonzepte könnten potenziell Wasserstoff auch direkt nutzen, beispielsweise eine Gasturbine mit Wasserstoffverbrennung oder die Brennstoffzelle. Ein komplementärer Einsatz von Wasserstoff und SAF in der Luftfahrt hätte daher Synergien. Auf der Langstrecke können SAFs Vorteile gegenüber Wasserstoff haben, auf kürzeren Strecken zeigt hingegen die Brennstoffzelle großes Potential: Dieses Konzept ist nahezu frei von Emissionen. Die MTU entwickelt hierfür die Flying Fuel CellTM.

Welchen Bedarf an Sustainable Aviation Fuels hat die Luftfahrt?

Grundvoraussetzung für eine klimaneutrale Luftfahrt bis 2050 ist die flächendeckende Einführung von SAF. Heutige Prognosen gehen von einem Bedarf von etwa 600 Millionen Tonnen pro Jahr aus. Derzeit können allerdings nur etwa 0,1 Prozent des weltweiten Treibstoffbedarfs der Branche durch nachhaltige Kraftstoffe gedeckt werden. Aus diesem Grund hat die Europäische Union (EU) die Gesetzesinitiative ReFuelEU Aviation verabschiedet. Sie sieht einen Mindestanteil von SAFs für alle Flüge von EU-Flughäfen vor. Laut ReFuelEU Aviation müssen Kraftstoffanbieter sicherstellen, dass der Anteil von SAFs ab 2025 bei zwei Prozent, 2030 bei sechs Prozent und 2050 bei 70 Prozent liegt. Für synthetische Kraftstoffe gilt ab 2030 eine Quote von 1,2 Prozent, die bis 2050 auf 35 Prozent erhöht wird. Auch in anderen Ländern gibt es Bestrebungen, den SAF-Anteil zu erhöhen. In den USA setzt man vor allem auf Anreize mit dem Inflation Reduction Act. Hier erhalten Kraftstoffanbieter Steuervergünstigungen, wenn sie SAF vertreiben.

Ziel aller Maßnahmen ist es, einen verbindlichen Rahmen zu schaffen, der die Nachfrage ankurbeln soll. SAFs sind auch deshalb noch keine echte Alternative am Markt, weil sie deutlich teurer sind als fossiles Kerosin.

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