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Die MTU Maintenance mit neuem Reparaturstandort in Serbien
Die MTU Aero Engines erweitert ihr weltweites Standort-Netzwerk mit einem neuen Reparaturwerk für Triebwerksteile im serbischen Nova Pazova: der MTU Maintenance Serbia.
01.2021 | Autorin: Nicole Geffert | 4 Min. Lesezeit
Autorin:
Nicole Geffert
arbeitet seit 1999 als freie Journalistin mit den Themen Forschung und Wissenschaft, Geld und Steuern, Ausbildung und Beruf.
Noch ist dort, wo die MTU Aero Engines ihren neuen Reparaturstandort errichtet, eine grüne Wiese. Doch beschaulich geht es in dem neu ausgewiesenen Industriegebiet im serbischen Nova Pazova nicht zu. Im Gegenteil: Ab 2021 werden auf dem 26 Hektar großen Gelände, das die MTU erworben hat, Baufahrzeuge, Bagger und Kräne im Einsatz sein. Ein neues Werk entsteht: die MTU Maintenance Serbia. Ab 2023 werden dort Reparaturspezialisten der MTU die ersten Triebwerksteile bearbeiten.
Serbiens Präsident Aleksandar Vučić würdigte das Engagement der MTU als wesentlichen und entscheidenden Baustein in der Entwicklung der Luftfahrtindustrie in Serbien. Die MTU ist Pionier und findet sehr gute Bedingungen vor. Das Industriegebiet in Nova Pazova liegt nur 25 Kilometer vom internationalen Flughafen Nikola Tesla Belgrad entfernt und punktet mit einer guten Verkehrsanbindung.
„Das Industriegebiet hat Wachstumspotenzial – zum Beispiel für die Ansiedlung von unseren Zulieferern und Partnern", sagt Rainer Becker, Projektleiter und Managing Director der MTU Maintenance Serbia. Hoch- und Berufsschulen, um Fachkräfte auszubilden, sowie Wohnungen für die künftigen Mitarbeiter gibt es im Großraum Belgrad.
470.000 Reparaturstunden pro Jahr
Die Tinte unter dem Vertrag war kaum getrocknet, als Becker und sein Team bereits intensiv in die Planungen des neuen MRO Repair Shops eingestiegen sind. Zuerst musste das Produktportfolio festgelegt werden. Welche Triebwerksteile sollen künftig bei der MTU Maintenance Serbia repariert werden? Mit welchen Arbeitsumfängen ist zu rechnen?
„Im ersten Schritt ist eine Kapazität von 470.000 Reparaturstunden pro Jahr geplant“, sagt Holger Sindemann, der als MRO-Bereichsleiter bei der MTU auch für die MTU Maintenance Serbia zuständig ist. Die weltweiten Standorte der MTU Maintenance leisten jährlich rund 1,9 Millionen Reparaturstunden. Der neue Shop in Serbien ist eine weitere Verstärkung. „In die Planungen des neuen Standorts konnten wir Know-how von den Maintenance-Standorten weltweit einfließen lassen.“
„Im ersten Schritt ist eine Kapazität von 470.000 Reparaturstunden pro Jahr geplant.“
Komplexe Maschinen frühzeitig ordern
Ein Team von rund 30 MTU-Spezialisten aus den Bereichen Reparatur-Technologien, Qualität, Logistik, Finanzen und Personalwesen ist bereits aktiv, um den neuen Maintenance-Standort aufzubauen. Das MTU-Büro in Belgrad ist bezogen. Das Projektteam hat die Anlagen- und Prozesstechnologien definiert. So können vor allem die komplexen Maschinen mit einer langen Lieferzeit frühzeitig beschafft werden.
Sämtliche Arbeitsbereiche mussten bestimmt und das Gebäude-Layout entsprechend festgelegt werden, damit die beauftragten Architekten an den Plänen für den Shop arbeiten können. Wie werden die Abläufe im Shop sein? Wo sind welche Anlagen zu installieren? Welche Gebäudetechnik ist erforderlich, um die Versorgung mit Strom, Wasser und Druckluft sicherzustellen?
MTU Maintenance Serbia: Der Standort entsteht in Nova Pazova und soll ab 2023 seinen Betrieb aufnehmen.
Lizenzen und Zulassungen
Auf alle Fragen gibt es Antworten. „Sämtliche Planungen erfolgen in enger Abstimmung mit den zuständigen Behörden in Serbien, damit das neue Gebäude allen Vorschriften und Spezifikationen entspricht", erklärt der Projektleiter. Er und sein Team leiten zudem alles in die Wege, um die Lizenzen der OEMs und Kunden für die Reparatur der Triebwerksteile auf den neuen Standort zu erweitern. Auch die erforderlichen Zulassungen durch Luftfahrtbehörden wie dem Luftfahrtbundesamt müssen beantragt werden.
Mit dem Bau des neuen Reparaturstandorts startet die MTU das Recruiting geeigneter Mitarbeiter sowie die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte. Die Zusammenarbeit mit dem Bildungsministerium in Serbien sowie mit Universitäten, Schulen und der Aviation School in Belgrad hatte gezeigt, dass das Qualifikations-Niveau hoch ist. „Wir haben frühzeitig eine Werbekampagne gestartet, Kontakte geknüpft und uns vorgestellt. Wir sind begeistert von der Aufgeschlossenheit, dem großen Interesse und der konstruktiven Zusammenarbeit", sagt Hans Triebenbacher, Leiter des Ausbildungszentrums Serbien bei der MTU.
Duale Ausbildung der Fachkräfte
Um die vorhandene Qualifikation zu unterstützen, wird künftig eine Ausbildung in den Betrieben etabliert. Die MTU und die Regierung der Republik Serbien hatten im vergangenen Jahr eine Kooperationserklärung über eine enge Zusammenarbeit bei der dualen Ausbildung von Fachkräften – wie sie in Deutschland praktiziert wird – unterzeichnet. So werden die technischen Grundlagen sichergestellt, die für eine Hightech-Branche wie die Luftfahrt erforderlich sind. Das „On the Job Training“ findet zuerst an den MTU-Standorten in Deutschland und Kanada statt – mit dem Ziel, ab 2024 diese Ausbildung ausschließlich in Serbien durchzuführen.
Bis zum Jahr 2027 soll der neue Reparaturstandort auf rund 440 Mitarbeiter wachsen. Erklärtes Ziel der MTU ist, dieses Wachstum aus Serbien heraus zu schaffen. Projektleiter Rainer Becker: „Wir möchten die talentiertesten Mitarbeiter für die MTU gewinnen und ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem sie ihre besten Leistungen erbringen können. Wir investieren gezielt in die Aus- und Weiterbildung unserer Talente und unterstützen sie dabei, ihr Know-how zu erweitern und ihr Potenzial zu entwickeln. Die MTU Maintenance Serbia wird vielen Menschen in der Region um Nova Pazova eine berufliche Zukunft sein.“