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Planespotting: Die Leidenschaft, Flugzeuge abzulichten

Konstantin von Wedelstädt ist Planespotter. Seit mehr als 30 Jahren fotografiert er Flugzeuge. Ein Gespräch über das perfekte Motiv, Spotter-Positionen und spektakuläre Eindrücke.

07.2022 | Autorin: Nicole Geffert | 4 Min. Lesezeit

Autorin:
Nicole Geffert arbeitet seit 1999 als freie Journalistin mit den Themen Forschung und Wissenschaft, Geld und Steuern, Ausbildung und Beruf.

Konstantin von Wedelstädt: Fahren Sie über das Bild für eine größere Ansicht

Konstantin von Wedelstädt: Sein Hobby seit mehr als 30 Jahren: Planespotting. Mit Kamera und Teleobjektiv ausgerüstet beobachtet er Flugzeuge, um sie perfekt abzulichten.

Wie sind Sie zum Planespotting gekommen?

Ich war noch im Kindergartenalter, als ich das erste Mal mit einem Flugzeug verreist bin. 1973 bin ich zusammen mit meinen Eltern in einer Caravelle der Fluggesellschaft LTU in den Urlaub von Düsseldorf nach Málaga geflogen. Daran erinnere ich mich noch gut. Auch an die Aufregung, die dieser erste Flug in mir ausgelöst hat. Als ich Mitte der 1980er Jahre meine erste Fotokamera bekam, hat es mich immer wieder auf die Besucherterrasse des Flughafens in Düsseldorf gezogen. Damals wusste ich oft nicht, welche Flugzeuge an dem Tag starten und landen würden. Das war wie ein Glücksspiel und sehr aufregend.

Was fasziniert Sie daran, Flugzeuge zu beobachten und zu fotografieren?

Die Flugzeugtechnik und das Fliegen begeistern mich. Das Flair der großen weiten Welt schwingt auch immer mit, wenn ich Flugzeuge beobachte. Zu meiner aktuellen Ausrüstung gehören eine digitale Spiegelreflexkamera und Teleobjektive, um die zum Teil weit entfernten Flugzeuge im Detail fotografieren zu können. Auch das Sammeln und Archivieren gehört zum Planespotting. Als ich kürzlich 30 Jahre alte Dias gescannt habe, war das wie eine Reise in die Vergangenheit.

Flughafen Frankfurt: Fahren Sie über das Bild für eine größere Ansicht

Flughafen Frankfurt: Konstantin von Wedelstädt arbeitet seit 25 Jahren bei der Lufthansa.

Planespotter sind also auch leidenschaftliche Sammler?

Richtig, das gehört zu dem Hobby dazu. Auch ich habe zuerst mit Abzügen und klassischen Fotoalben angefangen, aber schon bald auf Dias gewechselt – das war quasi der Goldstandard der Planespotter. Ende der 1990erJahre habe ich mir einen Dia-Scanner gekauft und sämtliche meiner Dias digitalisiert. Das war auch die Zeit, als die ersten Datenbanken für Flugzeugbilder an den Start gingen – wie airliners.net. Dort sind inzwischen rund 10.000 Fotos von mir online. Bis in die 2000er Jahre galt Planespotting eher als ein Hobby von Nerds. Aber das hat sich geändert, seit immer mehr Menschen fliegen und selbst zur Kamera greifen, um Flugzeuge zu fotografieren, mit denen sie ans Mittelmeer oder ans andere Ende der Welt reisen. Die Planespotter-Szene ist jedenfalls stark gewachsen, jünger und diverser geworden.

Plainspotting: Bis in die 2000er Jahre galt das Fotografieren von Flugzeugen eher als ein Hobby von Nerds. Aber das hat sich geändert, die Planespotter-Szene ist stark gewachsen.

„Ich konzentriere mich auf zivile Flugzeuge – vom Business-Jet aufwärts – und gehöre zu den Planespottern, die überwiegend klassisch oder old-school arbeiten.“

Konstantin von Wedelstädt

Planespotter

Worauf kommt es an, wenn Sie ein Flugzeug fotografieren – das Flugzeugmuster, die Lackierung oder der Hintergrund?

Ich konzentriere mich auf zivile Flugzeuge – vom Business-Jet aufwärts – und gehöre zu den Planespottern, die überwiegend klassisch oder old-school arbeiten: Uns kommt es darauf an, das Flugzeug von der Seite zu fotografieren, perfekt belichtet und möglichst mit attraktivem Hintergrund. Motive ergeben sich beim Landen und Starten, aber auch, wenn das Flugzeug auf dem Rollfeld steht. Die sozialen Medien haben die Szene aber sichtbar verändert. Durch Instagram hat sich beispielsweise eine sehr kreative Form des Planespotting entwickelt. Es wird mit Filtern gearbeitet, die Flugzeuge werden auch von unten oder von hinten fotografiert. Hier lasse ich mich auch gern inspirieren und habe meinen eigenen Instagram-Account gestartet.

Dürfen Planespotter überall fotografieren?

Grundsätzlich gilt, sich vorab zu erkundigen, welche Regeln in den jeweiligen Ländern und Flughäfen gelten. Aus Sicherheitsgründen ist es nicht überall erlaubt, beispielsweise vom Flughafenzaun aus zu fotografieren. Für manche Flughäfen benötigen wir Genehmigungen. Ich arbeite seit 25 Jahren bei der Lufthansa und hatte einst das große Glück, die Concorde aus dem Bürofenster der Lufthansa am Airport Heathrow fotografieren zu können.

An welchem Flughafen fotografieren Sie am liebsten? Welches Foto ist Ihr Favorit?

Einer der besten Flughäfen zum Fotografieren ist Amsterdam Schiphol. Da stimmen die Rahmenbedingungen für Planespotter, das heißt, es gibt zahlreiche attraktive Aussichtspunkte zum Fotografieren. Ich habe inzwischen eine ganze Reihe persönlicher Foto-Highlights in meiner Sammlung – beispielsweise eine Boeing 747 der Lufthansa, die vor einem Sonnenuntergang über Frankfurt a.M. fliegt. So einen perfekten Himmel habe ich nie wieder mit meiner Kamera eingefangen.


Konstantin von Wedelstädt arbeitet seit 25 Jahren bei der Lufthansa und hatte einst das große Glück, die Concorde aus dem Bürofenster der Lufthansa am Airport Heathrow fotografieren zu können.

Im Flughafen in Amsterdam Schiphol stimmen die Rahmenbedingungen für Planespotter, es gibt zahlreiche attraktive Aussichtspunkte zum Fotografieren.

Die Boeing 747 der Lufthansa, die vor einem Sonnenuntergang über Frankfurt a.M. fliegt ist ein Foto-Highlight von Konstantin von Wedelstädt.

Wenn eine Boeing 747 von KLM im Tiefflug über den Maho Beach in St. Maarten donnert, ist das beeindruckend und körperlich spürbar.


Sind Flughäfen wie St. Maarten am Maho Beach in der Karibik wirklich so aufregend?

Das ist durchaus spektakulär. Ich war vor zehn Jahren im Urlaub dort. Es landen dort sehr viele Privatjets, die für mich als Planespotter nicht so interessant sind. Als dann aber eine Boeing 747 von KLM im Tiefflug über den Strand donnerte, war das beeindruckend und körperlich spürbar. Allerdings hänge ich mich nicht wie einige Touristen an Flughafenzäune, um dann im Abgasstrahl eines startenden Flugzeugs zu zappeln. Das ist leichtsinnig und gefährlich, allein schon wegen der herumfliegenden Steine.

Gibt es Ziele, die Sie als Planespotter noch anpeilen?

Ich möchte gern noch nach Rio de Janeiro, um vom Zuckerhut aus Flugzeuge abzulichten, die unterhalb von mir fliegen. Japan ist übrigens ein Land, das sehr Planespotter-freundlich ist. Es gibt dort an den Flughäfen tolle Spotter-Positionen. Ich gehöre allerdings nicht mehr zu den Planespottern, die nur wegen der Fotos um die Welt reisen. Vielmehr nutze ich die Chance, wenn ich dienstlich oder privat verreise, einen Tag mit meiner Kamera am Flughafen zu verbringen. Seitdem ich mehr als 30 Jahre Flugzeuge fotografiere, habe ich auch immer wieder mit dem Gedanken gespielt, einen Pilotenschein zu machen. Letztendlich fehlt mir aber die Zeit – und das Planespotting hat Vorrang!

Verlinkungen zu Fotos von Konstantin von Wedelstädt

bei airliners.net: Aviation Photo Search | Airliners.net
www.airliners.net

bei Instagram: Konstantin von Wedelstaedt (@flying_high_photos)
www.instagram.com

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