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Airbus A319 – kleiner Flieger für vielfältige Aufgaben
Ob Landungen auf kurzen Pisten im Himalaya oder im Einsatz als Businessjet: Das kleinste Modell der A320-Familie erfüllt unterschiedlichste Anforderungen.
Autor: Andreas Spaeth | 5 Min. Lesezeit veröffentlicht am: 06.11.2025
Autor:
Andreas Spaeth
ist seit über 25 Jahren als freier Luftfahrtjournalist in aller Welt unterwegs, um Airlines und Flughäfen zu besuchen und über sie zu berichten. Bei aktuellen Anlässen ist er ein gefragter Interviewpartner in Hörfunk und Fernsehen.
©Airbus 2019 - photo by P. MASCLET / master films
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Eine ausgewogene Flugzeugfamilie ist entscheidend für den Markterfolg eines Modells – und die A319 nimmt dabei eine Schlüsselrolle im unteren Kapazitätssegment der Airbus A320-Familie ein. Für diese Variante wurde das Basismodell A320 um 3,73 Meter gekürzt, wodurch die Spannweite der A319 sogar größer ist als ihre Rumpflänge. Da die Tankkapazität trotz des geringeren Gewichts und der reduzierten Passagierzahl unverändert blieb, hat die A319 eine höhere Reichweite als ihre größere Schwester.
Bis zur zeitweiligen Einführung der noch kürzeren A318 im Jahr 2001 – deren Produktion 2013 wieder eingestellt wurde – war die A319 das kleinste Modell der Airbus-Palette und ist es bis heute. Besonders beliebt ist die A319 bei großen US-Fluggesellschaften. In Europa bildete sie über viele Jahre mit insgesamt 172 Maschinen das Rückgrat der Flotte von easyJet. Auch Germanwings – heute Eurowings – setzte 52 Exemplare ein, und die Lufthansa zählte zeitweise 41 A319 zu ihrer Flotte.
Für Deutschland und insbesondere Hamburg markierte die A319 einen Meilenstein: Vor den 1990er-Jahren war weder Deutschland noch der Standort Hamburg-Finkenwerder ein Endmontageplatz für Passagierflugzeuge. Das änderte sich mit der Erweiterung der A320-Familie. Seit Produktionsbeginn 1994 wurde die A319 – wie zuvor schon die A321 – ausschließlich in Hamburg gefertigt. Erst später verlagerte Airbus Teile der Produktion auch an andere Standorte, darunter Toulouse (Frankreich), Tianjin (China) und Mobile (USA).
©Airbus
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Die ACJneo-Familie, bestehend aus dem ACJ319neo und dem ACJ320neo, kombiniert Triebwerke der nächsten Generation für überragende Effizienz mit geräumigen, individuell anpassbaren Kabinen für unvergleichlichen Komfort.
©Airbus Operations GmbH 2022
©Airbus Operations GmbH 2022
Effizienz im Flug: Die sogenannten Sharklets an der Flügelspitze reduzieren den Luftwiderstand und sparen Treibstoff.
©Airbus
©Airbus Operations GmbH 2022
Airbus A319 – Zahlen, Daten, Fakten
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Wie alle Modelle der A320-Familie kann die A319 mit derselben Typenberechtigung geflogen werden. Pilot:innen können somit problemlos zwischen den verschiedenen Mustern der Familie wechseln, was für Fluggesellschaften einen erheblichen logistischen Vorteil darstellt.
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Ein besonderes Highlight in der Geschichte der A319 ereignete sich im Januar 1997: Beim Überführungsflug zur Auslieferung legte eine Maschine die Strecke von Hamburg nach Winnipeg (6.645 Kilometer) in nur neun Stunden und fünf Minuten zurück – ein Rekord für diesen Flugzeugtyp.
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In der Langstreckenversion A319LR erreicht das Modell mit zusätzlichen Tanks eine Reichweite von bis zu 8.300 Kilometern. Die Business-Jet-Variante ACJ319, ausgestattet mit weiteren Zusatztanks und auf nur acht Passagiere ausgelegt, schafft sogar beeindruckende 11.100 Kilometer nonstop
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Eine modernisierte Version, die A319neo, absolvierte am 31. Mai 2017 in Hamburg ihren Erstflug. Sie erhielt neue, effizientere Triebwerke, aerodynamische Verbesserungen wie Sharklets an den Flügelspitzen sowie ein überarbeitetes Kabinendesign. Dennoch blieb der kommerzielle Erfolg begrenzt: Bis Mai 2025 gingen nur 57 Bestellungen ein – ein Bruchteil im Vergleich zu den populäreren größeren Neo-Varianten
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Auch in der Luftrettung und beim Katastrophenschutz eröffnet der A319 neue Perspektiven: Die kanadische Firma Neptune Aviation plant, bis 2027 zehn bis fünfzehn ausgemusterte A319ceo in moderne Löschflugzeuge umzubauen. Diese sollen jeweils bis zu 17 Tonnen Wasser oder Löschmittel transportieren und abwerfen können – als Ersatz für die kleineren BAe-146-Tanker.
Airbus A319
Airbus A319
- Typ:
- Zweistrahliges Schmalrumpfflugzeug
- Hersteller/Herkunft:
- Airbus, Toulouse/Frankreich
- Erstflug:
- 25. August 1995
- Indienststellung:
- 25. April 1996
- Produktionszeit:
- 1994 bis heute (A319neo)
- Anzahl gebaut:
- 1.543 (bis Ende 2024, davon 57 A319neo)
- Länge:
- 33,84 Meter
- Spannweite:
- 35,80 Meter
- Reichweite:
- 6.940 Kilometer
- Reisegeschwindigkeit:
- Mach 0,82 (871 km/h)
- Sitze (typisch/max.):
- 134/150 bzw. 160
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GTF™-Triebwerksfamilie
Die GTF™-Triebwerksfamilie von Pratt & Whitney treibt Verkehrsflugzeuge der nächsten Generation an.
Die Triebwerke des A319
Der Airbus A319 wurde in der ursprünglichen Version (ceo – "current engine option") mit zwei Triebwerksvarianten angeboten: dem CFM56-5B von CFM International und dem V2500-A5 von International Aero Engines. Beide Modelle sind Zweiwellen-Zweistromtriebwerke der mittleren Schubklasse und zeichnen sich durch hohe Zuverlässigkeit, geringen spezifischen Treibstoffverbrauch und breite weltweite Verfügbarkeit aus.
Mit der A319neo-Variante ("new engine option") setzte Airbus wie bei den größeren Familienmitgliedern auf neue Triebwerke mit verbessertem Wirkungsgrad. Zur Wahl stehen das LEAP-1A von CFM International sowie das PW1100G-JM der Pratt & Whitney GTFTM Triebwerksfamilie. Die MTU verantwortet beim PW1100G-JM mit einem Programmanteil von 18 Prozent unter anderem die schnelllaufende Niederdruckturbine und die ersten vier Stufen des Hochdruckverdichters sowie die Endmontage eines Drittels der Serien-GTFs an ihrem Standort in München. Die Instandhaltung erfolgt bei der MTU Maintenance Hannover, der MTU Maintenance Zhuhai, bei EME Aero und bei der MTU in München.
PW1100G-JM
PW1100G-JM
- Typ:
- Zweiwellen-Zweistromtriebwerk
- Schub (Pfund):
- 24,4 -33 k
- Nebenstromverhältnis:
- 12.5:1
- Fan-Durchmesser:
- 2,05 m
- MTU-Kompetenzen:
- Entwicklung und Fertigung verschiedener Stufen des Hochdruckverdichters, der schnelllaufenden Niederdruckturbine und von Bürstendichtungen bei allen Anwendungen. 1/3 der Endmontage der PW1100G-JM Serientriebwerke finden bei der MTU Aero Engines in München statt. Instandhaltung durch die MTU Maintenance Hannover, MTU Maintenance Zhuhai, EME Aero und MTU in München.
Seit dem Jahr 2021 erfolgt die Instandsetzung des LEAP-1A durch die MTU Maintenance Zhuhai. Zusätzlich bietet die MTU über die MTU Maintenance Lease Services B.V. in Amsterdam verschiedene Optionen für das Triebwerksleasing an. Auch die MTU Maintenance Fort Worth wird zukünftig als Premium MRO Partner die komplette Instandhaltung der LEAP-Modelle betreuen. Die LEAP-Triebwerksfamilie zeichnet sich durch eine 15-prozentige Verbesserung des Treibstoffverbrauchs gegenüber Vorgängerversionen aus.
LEAP-1A
LEAP-1A
©Antonio Gomez/Safran
- Typ:
- Zweiwellen-Zweistromtriebwerk
- Max. Schub:
- 35.000 lbf
- Nebenstromverhältnis:
- 11:1
- Höhe:
- 2,4 m
- MTU-Kompetenzen:
- Instandsetzung durch die MTU Maintenance Zhuhai sowie On-Site Service Aktivitäten. Die MTU Maintenance Fort Worth wird zukünftig als Premium MRO Partner die komplette Instandhaltung der LEAP-Modelle betreuen.

Hier wurden Flugtests in der extrem dünnen Höhenluft durchgeführt, die wir als Begleiter vom Flughafen aus beobachteten.
Luftfahrtjournalist Andreas Spaeth erinnert sich
Am 14. März 1996 hatte ich die Gelegenheit, an einem ganz besonderen Flug teilzunehmen: An Bord einer A319-Vorserienmaschine des Flugtestprogramms vor der Zulassung starteten wir in Santiago de Chile zu einer spektakulären Andenüberquerung. Die Route führte uns in einer engen Schleife direkt um den Gipfel des Aconcagua – mit knapp 7.000 Metern der höchste Berg Südamerikas. Ein buchstäblich atemberaubendes Erlebnis.
Unser Ziel war La Paz in Bolivien – auf 4.061 Metern einer der höchstgelegenen Flughäfen der Welt. Hier wurden Flugtests in der extrem dünnen Höhenluft durchgeführt, die wir als Begleiter vom Flughafen aus beobachteten. Zwei Tage später, auf dem Rückflug, stellten wir einen bemerkenswerten Rekord auf, der möglicherweise bis heute Bestand hat: Von La Paz flogen wir zunächst in fünf Stunden nach Guadeloupe in der Karibik zum Tanken, anschließend ging es nonstop in sieben Stunden zurück nach Toulouse. An Bord waren höchstens zehn Personen – die Kabine war größtenteils unbestuhlt. Ich rollte meinen Schlafsack aus – eine großartige Erfahrung.
Ein weiteres eindrucksvolles A319-Erlebnis hatte ich Anfang 2009 mit der Fluggesellschaft Drukair aus Bhutan. Der einzige größere Flughafen des Landes, Paro, gilt als einer der schwierigsten Anflüge weltweit. Umgeben von 4.000 bis 6.000 Meter hohen Gipfeln des Himalayas, ist der Anflug nur mit speziell geschulten Pilot:innen und leistungsstarken Flugzeugen möglich. Wegen gefährlicher Winde schließt der Flughafen täglich bereits um 12 Uhr mittags. Drukair setzt auf speziell konfigurierte A319 mit Triebwerken, deren Schub dem der größeren A321 entspricht. Sollte beim Start in Paro ein Triebwerk ausfallen, könnte die Maschine im engen Tal notfalls umdrehen und sicher landen – oder im Normalfall problemlos über die umliegenden Sechstausender steigen.
Der Hinflug von Delhi über Kathmandu nach Paro bietet ein atemberaubendes Panorama: Der Mount Everest ist nur einer von vielen Achttausendern, die sich zu einer gewaltigen Gipfelkette auftürmen. Für solche anspruchsvollen Missionen ist die A319 durch ihre kompakte Größe in Verbindung mit kraftvollem Schub geradezu ideal geeignet.